Seite:Die Gartenlaube (1853) 024.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Montenegro und die Montenegriner.



So streng wir uns auch in der Gartenlaube von aller raisonnirenden Politik fern halten werden, so glauben wir doch den Dank unserer Leser zu verdienen, wenn wir sie mit den Verhältnissen und augenblicklichen Zuständen eines Landes bekannt machen, dessen Name neuerer Zeit vielfach genannt und das jedenfalls in den nächsten Tagen eine große Rolle in der politischen Welt spielen wird. Wir meinen das kleine Bergländchen Montenegro. Dieses kleine Stück Erde oder vielmehr Felsen scheint dazu berufen zu sein, eine wichtige Rolle bei den Ereignissen zu spielen, die sich nach und nach vorbereiten, um die Herrschaft der Türken in Europa zu erschüttern, wenn nicht ganz über den Haufen zu werfen. Unter unsern Freunden sind unzweifelhaft viele eifrige Zeitungsleser, und diesen besonders glauben wir mit dieser kurzen Darstellung zur richtigen Beurtheilung der kommenden Ereignisse einen Dienst zu erweisen.

Montenegro, welches auf deutsch schwarzes Gebirge heißt, von den Eingebornen selbst Tscherna Gora, von den Albanesen Mal Iris und von den Türken Karadaph genannt wird, stößt in südwestlicher Richtung an das adriatische Meer und wird westlich von dem schmalen Küstenlande des österreichischen Dalmatien, nördlich, östlich und südlich aber von der Herzogewina und Albanien begränzt und umfaßt einen Flächenraum von etwa 60 Quadratmeilen. Durch seine Berge vollständig in sich abgeschlossen und eben deshalb schwer zugänglich, ist Montenegro, obgleich in nächster Nähe des, von allen civilisirten Völkern besuchten adriatischen Meeres, lange Zeit hindurch der übrigen Welt wenig bekannt gewesen und erst in unsern Tagen hat man über das interessante Bergland und seine Bewohner nähere Kunde erhalten. Es ist nur ein kleines Völkchen von etwa 120,000 Seelen, das seit Jahrhunderten mit Muth und Entschlossenheit seine Unabhängigkeit gegen die Türken behauptet und seine Sitten und Gebräuche, seine Sprache und Religion rein erhalten hat. Die Montenegriner sind ohne Zweifel von allen südslavischen Stämmen diejenigen, die ihre ursprüngliche Abkunft am treuesten bewahrt und alle diejenigen Elemente fern von sich gehalten haben, die bei

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)