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Anonym: Edda

6
Der hochsinnige Fürst   ließ die Fluggewande

Mir und acht Schwestern   unter die Eiche tragen;
Zwölf Winter war ich,   wenn dichs zu wißen lüstet,
Als ich dem jungen   Fürsten den Eid schwur.

7
Alle hießen mich   in Hlyndalir

Hild unterm Helme,   wohin ich kam.

8
Da ließ ich den greisen   gotischen Fürsten

Hialmgunnar hinab   gehn zur Hel,
Gab Sieg dem blühenden   Bruder Adas:
Darüber ward mir   Odhin ergrimmt.

9
Er umschloß mich mit Schilden   in Skatalundr,

Mit rothen und weißen;   die Ränder schnürten mich.
Meinen Schlaf zu brechen   gebot er dem,
Der immer furchtlos   erfunden würde.

10
Um meinen Saal,   den südlich gelegnen,

Ließ er hoch des Holzes   Verheerer entbrennen:
Darüber reiten   sollte der Recke nur,
Der das Gold mir brächte   im Bette Fafnirs.

11
Der rasche Ringspender   ritt auf Grani

Hin, wo mein Hüter   das Land beherschte.
Der beste dauchte mich   der Degen alle
Der hunische Fürst   im Heldengefolge.

12
Wir lagen mit Lust   auf Einem Lager

Als ob er mein Bruder   geboren wäre.
Keiner von beiden   konnt um den andern
In acht Nächten   die Arme fügen.

13
Doch gab mir Gudrun Schuld,   Giukis Tochter,

Ich hätte dem Sigurd   geschlafen im Arm.
Was ich nicht wollte   gewahrt’ ich da:
Daß ich überlistet ward   bei der Verlobung.

14
Zum Unheil werden   noch allzulange

Männer und Weiber   zur Welt geboren.
Aber wir beide   bleiben zusammen,
Ich und Sigurd:   versinke, Riesenbrut!

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/210&oldid=- (Version vom 31.7.2018)