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Anonym: Edda

37
Von seinen Waffen   weiche Niemand

Einen Schritt im freien Feld:
Niemand weiß   unterwegs wie bald
Er seines Spers bedarf.

38
Nie fand ich so milden   und kostfreien Mann,

Der nicht gerne Gab empfing,
Mit seinem Gute   so freigebig Keinen,
Dem Lohn wär leid gewesen.

39
Des Vermögens,   das der Mann erwarb,

Soll er sich selbst nicht Abbruch thun:
Oft spart man dem Leiden   was man dem Lieben bestimmt;
Viel fügt sich schlimmer als man denkt.

40
Freunde sollen mit Waffen   und Gewändern sich erfreun,

Den schönsten, die sie besitzen:
Gab und Gegengabe   begründet Freundschaft,
Wenn sonst nichts entgegen steht.

41
Der Freund soll dem Freunde   Freundschaft bewähren

Und Gabe gelten mit Gabe.
Hohn mit Hohn   soll der Held erwiedern,
Und Losheit mit Lüge.

42
Der Freund soll dem Freunde   Freundschaft bewähren,

Ihm selbst und seinen Freunden.
Aber des Feindes   Freunde soll Niemand
Sich gewogen erweisen.

43
Weist du den Freund,   dem du wohl vertraust

Und erhoffst du Holdes von ihm,
So tausche Gesinnung   und Geschenke mit ihm,
Und suche manchmal sein Haus heim.

44
Weist du den Mann,   dem du wenig vertraust

Und hoffst doch Holdes von ihm,
Sei fromm in Worten   und falsch im Denken
Und zahle Losheit mit Lüge.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/050&oldid=- (Version vom 31.7.2018)