Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/158

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Falle hingegen wissen sie dann, daß sie schweigen müssen.“ Hierauf wollte mir Herr Luiz Vergueiro das Gericht in Limeira (das durch den Kontrakt bezeichnete Schiedsgericht, vor welchem wir Kolonisten jedenfalls verspielt hätten) anweisen und den Weg zu einer höhern Behörde versperren. Ich entgegnete ihm, daß wir nicht einen Prozess, sondern eine Untersuchung wollen, und eine solche dürfen wir auch bei einer höhern Behörde suchen. Weiters verlangte Herr Luiz Vergueiro, daß ich alle Kolonisten auf die Fazenda kommen lasse, damit sie mit jedem einzeln sprechen, von jedem seine Klagen und Wünsche hören und diese auch befriedigen können. Hierauf sagte ich nochmals, daß die Kolonisten vor der Hand nur eine Untersuchung wollen, und fügte dieser Antwort folgende Warnung bei: „Herr Vergueiro, als Freund rathe ich Ihnen, die Kolonisten nicht auf die Fazenda kommen zu lassen; sie könnten unfreundlich kommen.“ Seine stark aufbrausende Antwort war: „Wir sind mächtig genug, haben in Brasilien Militär genug, um die Kolonisten zu bändigen.“ Auf dieses wiederholte ich meine Warnung mit noch größerm Ernste.

Unterdessen fing auch Herr Dr. Gattiker an, in mich zu dringen. Dieser tobte und lärmte nicht; aber mit vieler Ueberredungskunst suchte er mich dahin zu bringen, daß ich sage, was für Klagen die Kolonisten haben. Ich sagte ihm, daß solcher Klagen viele seien, daß ich sie aber nicht gesammelt und aufgezeichnet habe, weil die Kolonisten durchaus nicht eine Verbesserung dieses oder jenes einzelnen Zustandes, sondern eine Aufdeckung des Ganzen, aller Verhältnisse, wollen. Endlich erklärte ich mich bereit, beispielsweise einige Klagen zu nennen. „Also was?“ sagte er dann. Ich entgegnete: „Die Kolonisten glauben, das Kommissionsgeld werde ihnen unrechtmäßiger Weise angerechnet.“ Mit der Frage: „Was weiters“ hieß er mich, mehr anzugeben. „Dann glauben die Kolonisten,“ sagte ich, „dass 3 Alqueiren Kaffee mehr als 1 Arroba geben.“ Auf diese Antwort ging Herr Luiz Vergueiro in ein Seitenzimmer und holte schnell meinen Kontrakt, der schon bereit dalag, herbei und, mir denselben vorweisend