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abwende. Aber Gott erhörte sie nicht. Da erschien ihr der böse Feind und bot sich an, mit dem Beding, daß sie ihm angehöre, so solle des Kaisers Neigung und Liebe gewandelt werden in Haß und Zorn. Und sie ging es ein; doch hielt sie aus: erst dann solle sie sein eigen seyn, wenn er sie in dreien Nächten nach einander schlafend fände; bliebe sie aber wachen, so dürfe er ihr nichts anhaben. Also webte sie ein köstliches Tuch und stickte dran die lange Nacht, das erhielt ihren Geist munter; auch hatte sie ein treues Hündlein bei sich, Namens Quedl oder Wedl, das bellte laut und wedelte mit dem Schwanz, wenn ihr die Augen vor Schlaf wollten zunicken. Wie nun der Teufel die drei Nächte hinter einander kam, und sie immer wach und munter fand, da zürnte er und griff ihr mit der Kralle ins Angesicht, daß er ihr die Nase platt drückte, den Mund schlitzte und ein Auge ausstieß. Da war sie scheel, großmäulig und platschnasig geworden, daß sie ihr Vater nicht weiter leiden konnte, und seine sündliche Liebe verlor. Sie aber führte ein geistliches Leben und erbaute eine Abtey, zu Ehren des Hündleins, genannt Quedlinburg.




484.
Sage vom Schüler Hildebrand.
Cod. pal. 525. fol. 69. 70.


Dieweil Kaiser Heinrich III. zu Rom war, wo er drei Päbste entsetzt und ins Elend geschickt hatte,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)