abwende. Aber Gott erhörte sie nicht. Da erschien
ihr der böse Feind und bot sich an, mit dem Beding,
daß sie ihm angehöre, so solle des Kaisers Neigung
und Liebe gewandelt werden in Haß und Zorn. Und
sie ging es ein; doch hielt sie aus: erst dann solle sie
sein eigen seyn, wenn er sie in dreien Nächten nach
einander schlafend fände; bliebe sie aber wachen, so
dürfe er ihr nichts anhaben. Also webte sie ein köstliches
Tuch und stickte dran die lange Nacht, das erhielt
ihren Geist munter; auch hatte sie ein treues
Hündlein bei sich, Namens Quedl oder Wedl, das
bellte laut und wedelte mit dem Schwanz, wenn ihr
die Augen vor Schlaf wollten zunicken. Wie nun der
Teufel die drei Nächte hinter einander kam, und sie
immer wach und munter fand, da zürnte er und griff
ihr mit der Kralle ins Angesicht, daß er ihr die Nase
platt drückte, den Mund schlitzte und ein Auge ausstieß.
Da war sie scheel, großmäulig und platschnasig
geworden, daß sie ihr Vater nicht weiter leiden konnte,
und seine sündliche Liebe verlor. Sie aber führte
ein geistliches Leben und erbaute eine Abtey, zu Ehren
des Hündleins, genannt Quedlinburg.
Sage vom Schüler Hildebrand.
Cod. pal. 525. fol. 69. 70. |
Dieweil Kaiser Heinrich III. zu Rom war, wo er drei Päbste entsetzt und ins Elend geschickt hatte,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)