zubereitet wären, wenn er nicht Buße für seine Sünden
thun würde. Da erschrak er heftig, der Führer
aber brachte ihn auf die lichte Seite des Thals;
da sah Carl seinen Oheim Lothar sitzen auf einem
großen Edelstein, andere Könige um ihn her, gekrönt
und in Wonnen, die ermahnten ihn, und verkündigten,
daß sein Reich nicht mehr lange dauern werden;
aber es solle fallen an Ludwig, Lothars Tochtersohn.
Und indem sah Carl dieses Kind, Ludwig, da stehen,
Lothar, sein Ahnherr sprach: „hier ist Ludwig, das
unschuldige Kind, dem übergib jetzo deines Reiches
Gewalt durch den Faden, den du in deiner Hand
hältst.“ Da wand Carl den Faden vom Daumen,
und übergab dem Kind das Reich; augenblicklich
knäuelte sich der Faden, glänzend wie ein Strahl
der Sonne, in des Kindes Hand.
Hierauf kehrte Carls Geist in den Leib zurück, ganz müde und abgearbeitet.
Adalbert von Babenberg.
Otto frising. VI. 15. Luitprand hist. Lib. II. cap. 3. |
Im Jahre 905 zu König Ludwig des Kindes Zeiten, trug sich eine Begebenheit zu, die man lange auf Kreuzwegen und Mahlstätten vor dem Volke singen hörte, und deren die geschriebenen Bücher von den
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)