hinaus, wappnete den Jüngling; und die Stallthüre,
die er noch Abends zur Sicherung der Pferde mit
Hammerschlägen vernagelt hatte, stand jetzt offen,
gleichsam durch göttliche Schickung. Da dankte er
Gott seines Beistandes, und sie nahmen die Pferde
mit aus dem Stall und entwichen; auch einen Falken
nahmen sie, nebst den Decken. Beim Übergang der
Mosel wurden sie aufgehalten, und mußten Pferde
und Decken im Stich lassen; und auf ihre Schilde
gelegt, schwammen sie den Strom hinüber. Als die
Nacht kam, und es dunkel wurde, gingen sie in einen
Wald und bargen sich. Und schon war die dritte
Nacht gekommen, und noch keinen Bissen Speise hatten
sie in ihren Mund gebracht, und wanderten in
einem fort. Da fanden sie auf Gottes Wink einen
Baum voll Obst, dem, das man Zwetschen zu nennen
pflegt, und erlabten sich daran. Darauf langten
sie in Campanien (Champagne an); bald hörten sie
hinter sich Roßtritte, und sprachen: „es kommen Männer
geritten, werfen wir uns zur Erde, daß sie uns
nicht erspähen!“ Und siehe, ein großer Dornstrauch
stand daneben; dahinter traten sie, warfen sich nieder
zu Boden, mit aus der Scheide gezogenen Schwertern:
damit, wenn sie entdeckt würden, sie sich alsbald
wehren könnten. Die Reuter aber, als sie zu
der Stelle gelangt waren, hielten gerade vor dem
Dornstrauch still; ihre Pferde ließen den Harn, und
einer unter ihnen sprach: „übel geht es mir mit diesen
beiden Flüchtlingen, daß wir sie nimmer finden
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)