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sich eine von einer Menschenhand eingedrückte Form von mehrern Fingern zeigt. Vorzeiten, erzählt das Volk, fiel hier eine Mordthat vor; die Unglückliche suchte sich daran festzuhalten und drückte die Spuren des gewaltsamen Sterbens dem Stein ein.


357.
Sündliche Liebe.
Falkenstein thüring. Chronik I. 218. 219.

Auf dem Petersberge bei Erfurt ist ein Begräbniß von Bruder und Schwester, die auf dem etwas erhabenen Leichensteine abgebildet sind. Die Schwester war so schön, daß der Bruder, als er eine Zeitlang in der Fremde zugebracht und wiederkam, eine heftige Liebe zu ihr faßte und mit ihr sündigte. Beiden riß alsbald der Teufel das Haupt ab. Auf dem Leichensteine wurden ihre Bildnisse ausgehauen, aber die Köpfe verschwanden auch hier von den Leibern und es blieb nur der Stachel, woran sie befestiget waren. Man setzte andere von Messing darauf, aber auch diese kamen fort, ja, wenn man nur mit Kreide Gesichter darüber zeichnete, so war andern Tags alles wieder ausgelöscht.


358.
Der schweidnitzer Rathsmann.
Lucä schles. Denkwürdigk. Fft. 1689. 4. S. 920. 921.

Es lebte vorzeiten ein Rathsherr zu Schweidniz, der mehr das Gold liebte als Gott, und eine Dohle abgerichtet

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_496.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)