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wenig die Thüre und schaute hinein und sah sechs Jungfrauen, die mit Lichtlein in den Händen um die Todte standen; am folgenden Abend waren es eben so viel Jünglinge, die bei der Leiche wachten und sie sehr traurig betrachteten.


332.
Der Krämer und die Maus.
Wenzel dramat. Erzählungen.

Vor langen Jahren ging ein armer Krämer durch den Böhmerwald gen Reichenau. Er war müd geworden und setzte sich, ein Stückchen Brot zu verzehren; das einzige, was er für den Hunger hatte. Während er aß, sah er zu seinen Füßen ein Mäuschen herumkriechen, das sich endlich vor ihn hinsetzte und aufschaute, als erwartete es etwas. Gutmüthig warf er ihm einige Bröcklein von seinem Brot hin, so noth es ihm selber that, die es auch gleich wegnagte. Dann gab er ihm, so lang er noch etwas hatte, immer sein kleines Theil, so daß sie ordentlich zusammen Mahlzeit hielten. Nun stand der Krämer auf, einen Trunk Wasser an einer nahen Quelle zu thun; als er wieder zurückkam, siehe, da lag ein Goldstück auf der Erde und eben kam die Maus mit einem zweiten, legte es dabei und lief fort, das dritte zu holen. Der Krämer ging nach und sah, wie sie in ein Loch lief und daraus das Gold hervorbrachte. Da nahm er seinen Stock, öffnete den Boden und fand einen großen Schatz

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_466.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)