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den seinen wieder auf und flohe aus dem Lande, bis die Sache vertragen ward und er Verzeihung erhielt.


94.
Johann von Passau.
Luther’s Tisch-Reden. 105.
Prätorius Weltbeschr. I. 357. 358.
Wendunmuth. V. 312. Nr. 256.

Doctor Martinus Luther erzählt: ein Edelmann hatte ein schön jung Weib gehabt, die war ihm gestorben, und auch begraben worden. Nicht lange darnach, da liegt der Herr und der Knecht in einer Kammer beieinander, da kommt des Nachts die verstorbene Frau und lehnet sich über des Herren Bette, gleich als redete sie mit ihm. Da nun der Knecht sah, daß solches zweimal nach einander geschah, fraget er den Junkherrn, was es doch sey, daß alle Nacht ein Weibsbild in weißen Kleidern vor sein Bett komme, da saget er nein, er schlafe die ganze Nacht aus, und sehe nichts. Als es nun wieder Nacht ward, gibt der Junker auch acht drauf und wachet im Bette, da kömmt die Frau wieder vor das Bett, der Junker fraget: wer sie sey und was sie wolle? Sie antwortet: sie sey seine Hausfrau. Er spricht: „bist du doch gestorben und begraben!“ Da antwortet sie: „ja, ich habe deines Fluchens halben und um deiner Sünden willen sterben müssen, willst du mich aber wieder zu dir haben, so will ich wieder deine Hausfrau werden.“ Er spricht: „ja, wenns nur seyn könnte;“ aber sie bedingt aus

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)