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wärst, so könnte ichs nun selbst mit ansehen, weil du meinst, ich säße in den leeren Krügen und deckst sie mit der Hand zu, als hättest du mich gefangen. Ich achte dich nicht der Mühe werth, sonst wollt ich dich schon witzigen, daß du eine Zeit lang meiner gedenken solltest. Aber ein wenig gebadet wirst du doch bald werden.“ Damit schwieg er und ließ sich nicht wieder hören, so lange der Edelmann da war; ob dieser hernach wirklich ins Wasser gefallen, wird nicht gemeldet, doch ists zu vermuthen.

Es kam auch ein Teufels-Banner, ihn auszujagen. Als dieser mit seinen Zauber-Worten die Beschwörung anhub, war Hinzelmann zuerst still und ließ nichts von sich hören, aber wie jener nun die kräftigsten Sprüche gegen ihn ablesen wollte, riß er ihm das Buch aus den Händen, zerstückelte es, daß die Blätter in dem Zimmer herum flogen, packte den Banner dann selbst und drückte und kratzte ihn, daß er voll Angst fortlief. Auch hierüber beklagte er sich und sprach: „ich bin ein Christ, wie ein anderer Mensch und hoffe selig zu werden.“ Als er gefragt wurde, ob er die Kobolde und Polter-Geister kenne, antwortete er: „was gehen mich diese an? das sind Teufels-Gespenster, zu welchen ich nicht gehöre. Von mir hat sich niemand Böses, vielmehr alles Gute zu versehen. Laßt mich unangefochten, so werdet ihr überall Glück spüren: das Vieh wird gedeihen, die Güter in Aufnahme kommen und alles wohl von Statten gehen.“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)