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35.
Der Graf von Hoia.
Hammelmann oldenb. Chronik. 21. 22.
Tenzel monatl. Unterr. 1609. S. 525.
Prätorius Glückstopf 489. 490. u. Weltbeschr. I. 95.
Bräuner’s Curiosit. 622–624.

Es ist einmal einem Grafen zur Hoia ein kleines Männlein in der Nacht erschienen und wie sich der Graf entsetzte, hat es zu ihm gesagt, er sollte sich nicht erschrecken, es hätte ein Wort an ihm zu werben und zu bitten, er wolle ihm das nicht abschlagen. Der Graf antwortete, wenn es ihm zu thun möglich und ihm und den seinen unbeschwerlich wäre, so wollte er es gern thun. Da sprach das Mannlein: „es wollen die folgende Nacht etliche zu dir auf dein Haus kommen und Ablager halten, denen wollest du Küche und Saal so lange leihen und deinen Dienern gebieten, daß sie sich schlafen legen und keiner nach ihrem Thun und Treiben sehe, auch keiner darum wisse, ohne du allein. Man wird sich dafür dankbarlich erzeigen, du und dein Geschlecht sollens zu genießen haben, es soll auch in dem allergeringsten weder dir noch den deinen Leid geschehen.“ Solches hat der Graf eingewilliget. Also sind sie folgende Nacht, gleich als mit einem reisigen Zug, die Brücke hinauf ins Haus gezogen, allesammt kleine Leute, wie man die Bergmännlein zu beschreiben pflegt. Sie haben in der Küche gekocht, zugehauen und aufgegeben und hat sich nicht anders ansehen lassen, als wenn eine große Mahlzeit angerichtet

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)