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aßen, ward auch nicht all, sondern blieb eben so groß und sie meinten, die sieben Jahre wären nur ein Tag. Doch da sie sich nicht ihr Haar schneiden und den Bart abnehmen konnten, waren diese ellen-lang gewachsen. Die Weiber hielten unterdessen ihre Männer für todt, meinten sie würden sie nimmermehr wiedersehen und dachten daran, andere zu heirathen.

Nun geschah es, daß einer von den dreien unter der Erde, so recht aus Herzensgrund, wünschte: „ach! könnt ich noch einmal das Tageslicht sehen, so wollt’ ich gerne sterben!“ Der Zweite sprach: „ach! könnt ich noch einmal daheim mit meiner Frau zu Tische sitzen und essen, so wollt’ ich gerne sterben!“ Da sprach auch der Dritte: „ach! könnt ich nur noch ein Jahr friedlich und vergnügt mit meiner Frau leben, so wollt’ ich gerne sterben!“ Wie sie das gesprochen hatten, so krachte der Berg gewaltig und übermächtig und sprang von einander, da ging der erste hin zu dem Ritz und schaute hinauf und sah den blauen Himmel, und wie er sich am Tageslicht gefreut, sank er augenblicklich todt nieder. Der Berg aber that sich immer mehr von einander, also daß der Riß größer ward, da arbeiteten die beiden andern fort, hackten sich Treppen, krochen hinauf und kamen endlich heraus. Sie gingen nun fort in ihr Dorf und in ihre Häuser und suchten ihre Weiber, aber die wollten sie nicht mehr kennen. Sie sprachen: „habt ihr denn keine Männer gehabt?“ „Ja, antworteten jene, aber die sind schon sieben Jahre todt und liegen im Kuttenberg

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)