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„Such’ die Schätze! Dann hast Du sie – wenn Du sie findest!“ erwiderte er fest.

Shlook hob den Revolver. Da flüsterte ihm Ibrahim schnell ein paar Worte zu, worauf die beiden edlen Genossen sich zu dem dicken Bolz hinbegaben, um bei diesem ihr Glück zu versuchen.

Der rote Knirps hätte nun vielleicht wirklich das Versteck aus Angst vor dem Revolver verraten, wenn er sich nicht zu sehr vor den Gefährten geschämt haben würde. Nur deshalb blieb auch er fest.

Shlook schäumte jetzt vor Wut. In diesem Zustande bot er einen geradezu lächerlichen Anblick dar. Mit den gefletschten Zähnen in der weit vorgebauten Mundpartie und dem borstigen, tief in die Stirn gewachsenen braunroten Kopfhaar wirkte er wie ein böser Gorilla, der jeden Augenblick in seiner Raserei gefährlich werden kann.

Und dieser Augenblick kam.

Shlook rannte auf den Ingenieur Ring wieder zu, indem er gleichzeitig den mit dem Revolver bewaffneten rechten Arm hob.

„An Dich halte ich mich jetzt, deutscher Halunke!“ brüllte er. „Du hast dem Wahhabiten das Geheimnis entlockt! Du mußt mir das Gold ausliefern! Ich zähle bis drei! Erfahre ich bis dahin nicht die Wahrheit, so schieße ich Dich über den Haufen … Gib acht, – ich beginne … Eins …“

Ring zuckte mit keiner Wimper.

„Zwei …“

Die Sekunden schlichen. Man sah, daß Shlook zielte – genau auf des Ingenieurs Stirn.

Ring lächelte verächtlich …

Die Umstehenden – denn es hatte sich jetzt ein Halbkreis von Beduinen um die Gruppe gebildet – erwarteten jeden Moment das verhängnisvolle Wort.

Sonderbar war es, das Ibrahim sich nicht einmischte, wo er doch vorhin dem Engländer von jeder Gewalttat abgeraten hatte. Die dunklen Augen des stattlichen, ja man konnte fast sagen männlich-schönen Wüstenräubers eilten seitwärts nach den versteinerten Stämmen hin –

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W. Belka: Der versteinerte Wald. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_versteinerte_Wald.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)