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Felsenherz holte ihn bald ein. Mit weiten Schritten durchwanderten sie Täler und kahle, steinige Ebenen, kamen durch tiefe Kanons und stützten dabei abwechselnd den im Sattel des Rappen liegenden Knaben, der durch den Regen genau so bis auf die Haut durchnäßt wurde wie seine Begleiter.

Felsenherz, der jetzt die Führung übernommen hatte, bog gerade in ein flaches bis in die Prärie hinabgehendes Tal ein, als der Mond hinter einem fliegenden Wolkenfetzen hervortrat und die Umgebung in ein mildes verschwommenes Licht tauchte.

Der Trapper blieb stehen. Tief unter ihm, dort, wo die Prärie begann, erglänzte im Mondlicht der Spiegel eines großen Sees.

„Der Charikahua-See,“ sagte hinter ihm leise der Komanche. „Der kleine weiße Krieger sprach von einer Ansiedlung auf der Insel. Als Chokariga mit seinem Bruder Felsenherz vor sechs Monden zum letzten Male in dieser Gegend war, gab es auf der großen Insel im See drüben noch keine Blockhütten. Jetzt ist das Volk der Bleichgesichter selbst bis in diese Einöde vorgedrungen, mitten in das Jagdgebiet der Apachen.“

In seinen Worten lag etwas wie ein Vorwurf. Er war ein Indianer, und er litt schwer darunter, daß die Indianerstämme des Westens durch die weißen Ansiedler immer weiter zurückgedrängt wurden.

Felsenherz schwieg. Sein Blick glitt in die Runde. Irgend etwas schien seinen Verdacht erregt zu haben.

„Mein Bruder Chokariga mag die Büchse bereithalten,“ flüsterte er nun hastig. „Dort in jenem Gestrüpp fiel das Mondlicht auf einen blanken Flintenlauf.“

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William Käbler: Der kleine Kundschafter. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_kleine_Kundschafter.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)