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Die Konferenz war nur kurz, und als Leutnant Langfeld wieder an Deck kam, hieß er mich meinen Dirk oder Dolch umschnallen, da ich ihn an Bord der Bark begleiten sollte.

Soeben wollten wir über das Fallreep hinunter in den Kutter gehen, da kam der Skipper aus der Kajüte und rief dem Leutnant zu:

„Also wie ich Ihnen sagte, Mr. Langfeld – provozieren Sie den Mann nicht. Ist er ein Yankee, woran ich kaum zweifle, dann müssen wir die Hände von ihm lassen, und wenn er auch den ganzen Raum voll von Schwarzen hätte. Behandeln Sie ihn so höflich wie Sie können, aber horchen Sie ihn aus, hören Sie? Horchen Sie ihn aus.“

„Soll geschehen, Sir, ich werde ihm achter den Ohren kraueln, bis er schnurrt wie ein Kater,“ antwortete der Leutnant lachend.

Nach wenigen Minuten legten wir langseit der Bark an; Langfeld und ich kletterten an Deck und wurden hier von einem hageren Manne empfangen, der einen nichts weniger als sauberen Anzug von weißem Baumwollenstoff und einen stark beschädigten breitrandigen Panamahut trug.

„Morgen, Gentlemen,“ entgegnete er auf unsre Begrüßung, „mächtig warm heut, was?“

„Mächtig,“ bestätigte der Leutnant liebenswürdig, „aber wie ich sehe, verstehen Sie es, sich die Wärme erträglich zu machen.“

Dabei deutete er auf das ausgespannte Sonnenzelt über sich.

„Ihre Bark ist die „Pensacola“ aus Neworleans, wie ich am Heck gelesen habe,“ fuhr er fort. „Ich bin an Bord gekommen, um einen Blick in Ihre Papiere zu werfen, nur der Formalität wegen. Ich hoffe, Sie werden nichts dagegen haben.“

„Nicht das geringste, Fremder,“ antwortete der andre in dem näselnden Ton des echten Yankees. „Besehen Sie sich die Papiere meinetwegen von vorn und von hinten, wie Sie wollen. Sie müssen sich dazu freilich in die Kajüte runter bemühen.“

Damit ging er voran die Kampanjetreppe hinunter; wir folgten ihm und nahmen auf dem bequem gepolsterten Sitzkasten der großen, luftigen und fein eingerichteten Kajüte Platz.

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)