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tot zu sein, wie ich sicher geglaubt, hier unten ganz munter herumspukte. Er hatte eine Pistole in der Hand und schickte sich gerade an, durch eine kleine Luke in dem unteren Raum zu verschwinden. Ich sprang zu und packte ihn beim Kragen. Er ließ sich ruhig aus der Luke wieder herausziehen, kaum aber stand er auf den Füßen, da fiel er über mich her und begann mit dem messingbeschlagenen Kolben der Pistole meinen Schädel zu bearbeiten.

In solch einer Balgerei aber fürchtete ich ihn nicht, denn ich war trotz meiner Jugend groß und sehr stark; dennoch mußte ich alle Kraft aufbieten, ihn zu bändigen, bis ihn endlich seine Wunde an weiterer Gegenwehr hinderte. Nun zerrte ich ihn die Treppe hinauf und brachte ihn an Deck, nachdem er noch zuguterletzt die Pistole gegen mich abgefeuert hatte, ohne jedoch zu treffen.

Unsre Leute waren gerade mit dem Fesseln der Gefangenen beschäftigt, und so kam ich mit Monsieur Guerlin gerade zur rechten Zeit.

Als man auch ihn band, protestierte er mit lautem Geschrei gegen die unwürdige Behandlung. Kapitän Vernon hörte dies und kam heran.

„O, da sind Sie ja, Wetter!“ rief er, als er mich erblickte. „Ich suchte Sie und fürchtete schon, daß Ihnen etwas zugestoßen wäre. Gehen Sie doch unter Deck und versuchen Sie, Mr. Austin zu finden.

„Ich hatte mich zu diesem Zweck bereits auf den Weg gemacht, Sir,“ antwortete ich, „als ich aber da unten jenen Mann – Leutnant Guerlin nennt er sich – in verdächtiger Weise herumschleichen sah, hielt ich es für meine Pflicht, ihn zunächst unschädlich zu machen.“

„Was tat der Kerl da unten?“ fragte der Skipper, den Gefesselten betrachtend.

„Ich will Ihnen sagen, Sir, was ich im Sinne hatte,“ rief Guerlin höhnisch. „Ich wollte zur Pulverkammer, um Sie und alle die andern verfluchten Engländer in die Hölle zu senden, damit Ihr Esel von erstem Leutnant da Gesellschaft hätte. Und das wäre auch geschehen, wenn mir nicht jener Klotz von Midshipman in die Quere gekommen wäre!“

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/147&oldid=- (Version vom 31.7.2018)