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Prügelung. Als er dabei ermüdete, sagte er zu den anderen, wer seine Religion und sein Volk lieb habe, möge weiter schlagen. Der Geprügelte verlor das Bewußtsein, wurde in ein dunkles Verließ geworfen und dann, schwer verwundet, in ein Hospital gebracht.

Von der Knabenabteilung wurden 4 Lehrer getötet; von drei anderen fehlt jede Nachricht, wahrscheinlich sind sie getötet. Zwei weitere liegen krank im Hospital, einer ist verschwunden, und einer kam frei, weil er sein Haus an den Wali vermietet hat. Ein anderer Armenier kam frei, weil er der Tischler des Wali war.

Eine Zusammenstellung unserer Verluste ergibt, däß wir sieben Achtel der Gebäude, drei Viertel der Kinder und die Hälfte unserer Lehrer eingebüßt haben. Drei Viertel der ganzen Bevölkerung Kharputs, unter ihnen Kaufleute, Lehrer, Prediger, Priester, Regierungsbeamte, sind verschickt worden. Die übrigen haben keine Gewähr, daß sie werden bleiben können, da der Wali darauf besteht, daß alle verschickt werden. Einzelne haben hohe Summen für ihre Befreiung gezahlt. Man sollte etwas tun, um den Rest zu schützen. Der deutsche Botschafter in Konstantinopel hat für das armenische Personal des deutschen Waisenhauses in Mesereh, Waisenkinder, Lehrerfamilien und Dienstpersonal, zusammen einige 100 Personen, die Erlaubnis, dort zu bleiben, erwirkt. Falls keine Schritte getan werden, müssen wir damit rechnen, daß man die Schülerinnen unseres Kolleges vor unseren Augen in die türkischen Harems schleppt.“

Die Zahl der in den Wilajets Trapezunt, Erzerum, Siwas und Kharput teils massakrierten teils deportierten armenischen Bevölkerung wird in dem Bericht eines amerikanischen Missionars auf 600000 geschätzt.

Malatia.

In Malatia gab es etwa 10 bis 12 000 Armenier. Ein Deutscher, der unmittelbar vor der Deportation Malatia

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)