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hatte, sich allmälig in ihm zu regen begann. Jeder neue Tag rief ihm zu: „Die Scholle daheim, die dir Freiheit giebt, ist doch das beste.“ So reichte er denn seine Demission ein. Man sah ihn ungern scheiden, denn er war nicht bloß wohlgelitten an der Stelle, wo er stand, sondern überhaupt beliebt. Man gab ihm, als sein Scheiden unmittelbar bevorstand, ein Abschiedsfest, und der ihm besonders wohlwollende Kommandeur des Regiments sprach in seiner Rede von den „schönen, gemeinschaftlich durchlebten Tagen in London und Windsor“. –

     All die Zeit über waren natürlich auch die von einer Übersiedlung auf’s Land unzertrennlichen kleinen Mühen und Sorgen an das junge Paar herangetreten. Unter diesen Sorgen – Lizzi hatte abgelehnt, weil sie die große Stadt und die „Bildung“ nicht missen mochte – war in erster Reihe das Ausfindigmachen einer geeigneten Kammerjungfer gewesen. Es traf sich aber so glücklich, daß Portier Hartwigs hübsche Nichte mal wieder außer Stellung war, und so wurde diese denn engagiert. Melusine leitete die Verhandlungen mit ihr. „Ich weiß freilich nicht, Hedwig, ob es Ihnen da draußen gefallen wird. Ich hoff’ es aber. Und Sie werden jedenfalls zweierlei nicht haben: keinen Hängeboden und keinen ‚Ankratz‘, wie die Leute hier sagen. Oder wenigstens nicht mehr davon, als Ihnen schließlich doch vielleicht lieb ist.“

     „Ach, das ist nicht viel,“ versicherte Hedwig halb scham-, halb schalkhaft. –

     Am 21. September wollte das junge Paar in Stechlin einziehen und alle Vorbereitungen dazu waren getroffen: Schulze Kluckhuhn trommelte sämtliche Kriegervereine zusammen (die Düppelstürmer natürlich am rechten Flügel), während Krippenstapel sich mit Tucheband über ein Begrüßungsgedicht einigte, das von Rolf Krakes ältester Tochter gesprochen werden sollte. Die Globsower

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_516.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)