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Da nahm Greeley die drei andern beiseit und beriet mit ihnen. Eine Möglichkeit gewöhnlicher Bestrafung gab es nicht, und auf einen Kampf sich einzulassen, ging auch nicht. Sie hatten dazu die Kräfte nicht mehr. Und so hieß es denn zuletzt, und es war Greeley der es sagte: ‚Wir müssen ihn hinterrücks erschießen.‘ Und als sie bald nach dieser Kriegsgerichtsscene wieder aufbrachen, der heimlich Verurtheilte vorn an der Tete, trat Greeley von hintenher an ihn heran und schoß ihn nieder. Und die That war nicht umsonst gethan; ihre Rationen reichten aus, und an dem Tage, wo sie den letzten Bissen verzehrten, kamen sie bis an eine Station.“

     „Und was wurde weiter?“

     „Ich weiß nicht mehr, ob Greeley selbst bei seiner Rückkehr nach New-York als Ankläger gegen sich auftrat; aber das weiß ich, daß es zu einer großen Verhandlung kam.“

     „Und in dieser…“

     „…In dieser wurd’ er freigesprochen und im Triumph nach Hause getragen.“

     „Und Sie sind einverstanden damit?“

     „Mehr; ich bin voll Bewunderung. Greeley, statt zu thun, was er that, hätte zu den Gefährten sagen können: ‚Unser Exempel wird falsch, und wir gehen an des einen Schuld zu Grunde; töten mag ich ihn nicht, – sterben wir also alle.‘ Für seine Person hätt’ er so sprechen und handeln können. Aber es handelte sich nicht bloß um ihn; er hatte die Führer- und die Befehlshaberrolle, zugleich die Richter-Pflicht und hatte die Majorität von drei gegen eine Minorität von einem zu schützen. Was dieser eine gethan, an und für sich ein Nichts, war unter den Umständen, unter denen es geschah, ein fluchwürdiges Verbrechen. Und so nahm er denn gegen die geschehene schwere That die schwere Gegenthat auf sich. In solchem Augenblicke richtig fühlen und in der Überzeugung

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_454.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)