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haben wir gar nichts; das ist noch unsre Rettung, und die beinah’ einzige Stelle, wo wir den Mund (ich sage Mund) einigermaßen aufthun und was durchsetzen können. Wir müssen mit dem Zentrum paktieren. Dann sind wir egal ’raus. Und nun kommt dieser Gundermann und will uns auch das noch nehmen. Es ist doch ’ne Wahrheit, daß sich die Parteien und die Stände jedesmal selbst ruinieren. Das heißt, von ‚Ständen‘ kann hier eigentlich nicht die Rede sein; denn dieser Gundermann gehört nicht mit dazu. Seine Mutter war ’ne Hebamme in Wrietzen. Drum drängt er sich auch immer vor.“

     Bald nach Gundermanns Rede, die schon eine Art Nachspiel gewesen war, flüsterte Baron Beetz dem Alten-Friesacker zu, daß es Zeit sei, die Tafel aufzuheben. Der Alte wollte jedoch noch nicht recht, denn wenn er mal saß, saß er; aber als gleich danach mehrere Stühle gerückt wurden, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich anzuschließen, und unter den Klängen des „Hohenfriedbergers“ – der „Prager“, darin es heißt, „Schwerin fällt“, wäre mit Rücksicht auf die Gesamtsituation vielleicht paßlicher gewesen – kehrte man in die Parterreräume zurück, wo die Majorität dem Kaffee zusprechen wollte, während eine kleine Gruppe von Allertapfersten in die Straße hinaustrat, um da, unter den Bäumen des „Triangelplatzes“, sich bei Sekt und Cognac des weiteren bene zu thun. Obenan saß von Molchow, neben ihm von Kraatz und van Peerenboom; Molchow gegenüber Direktor Thormeyer und der bis dahin mit der Festmusik betraute Lehrer, der bei solchen Gelegenheiten überhaupt Thormeyers Adlatus war. Sonderbarerweise hatte sich auch Katzler hier niedergelassen (er sehnte sich wohl nach Eindrücken, die jenseits aller „Pflicht“ lagen), und neben ihm, was beinahe noch mehr überraschen konnte, saß von der Nonne. Molchow und

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)