Seite:Der Stechlin (Fontane) 244.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schienen den Ausschlag zu seinen Ungunsten geben zu sollen.

     „Hole der Teufel das ganze Rheinsberg!“ verschwor sich ein alter Herr von Kraatz, dessen roter Kopf, während er so sprach, immer röter wurde. „Dies elende Nest! Wir bringen ihn wahr und wahrhaftig nicht durch, unsern guten alten Stechlin. Und was das sagen will, das wissen wir. Wer gegen uns stimmt, stimmt auch gegen den König. Das ist all eins. Das ist das, was man jetzt solidarisch nennt.“

     „Ja, Kraatz,“ nahm Molchow, an den sich diese Rede vorzugsweise gerichtet hatte, das Wort, „nennen Sie’s, wie Sie wollen, solidarisch oder nicht; das eine sagt nichts, und das andre sagt auch nichts. Aber mit Ihrem Wort über Rheinsberg, da haben Sie’s freilich getroffen. Aufmuckung war hier immer zu Hause, von Anfang an. Erst frondierte Fritz gegen seinen Vater, dann frondierte Heinrich gegen seinen Bruder, und zuletzt frondierte August, unser alter forscher Prinz August, den manche von uns ja noch gut gekannt haben, ich sage: frondierte unser alter August gegen die Moral. Und das war natürlich das Schlimmste. (Zustimmung und Heiterkeit.) Und bestraft sich zuletzt auch immer. Denn wissen Sie denn, meine Herren, wie’s mit Augusten schließlich ging, als er durchaus in den Himmel wollte?“

     „Nein. Wie war es denn, Molchow?“

     „Ja, er mußte da wohl ’ne halbe Stunde warten, und als er nu mit ’nem Anschnauzer gegen Petrus ’rausfahren wollte, da sagte ihm der Fels der Kirche: ‚Königliche Hoheit, halten zu Gnaden, aber es ging nicht anders‘. Und warum nicht? Er hatte die elftausend Jungfrauen erst in Sicherheit bringen müssen.“

     „Stimmt, stimmt,“ sagte Kraatz. „So war der

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_244.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)