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Die Vorläufer und Troßbuben jeder Empörung: die Haufen zusammengelaufener Arbeiter, Lehrburschen und Straßenbuben, fehlten auch hier nicht. Wie überall bereiteten sie den eigentlichen Kampf durch Zusammenrottirung, durch wüstes Geschrei, durch Einwerfen von Fenstern und Laternen, durch Verhöhnen der Behörden und des sich noch passiv verhaltenden Militairs, und durch Thätlichkeit gegen vereinzelte Schildwachen und Soldaten vor. Zerstieben auch solche Haufen im ernsten Kampfe wie Spreu vor dem Winde, so ermüden sie vorher doch die Truppen, so schüchtern sie doch die Schwachen und Unentschlossenen unter der Einwohnerschaft und den Beamten ein, so hindern sie doch die freie Kommunication, so hülfreiche Hand leisten sie doch, wenn der Kampf wirklich zu beginnen droht, bei der Errichtung von Barrikaden, und so furchtbar endlich werden sie doch, sobald der Aufruhr irgendwo den Sieg davon getragen hat.

Neben diesen aus Dresden selbst stammenden Streitkräften der Insurrection stellten alle Theile Sachsens und die nächsten kleinen Staaten ihre Kontingente.

Aus vielen Provinzialstädten kamen, oft auf Aufforderung oder doch mit Unterstützung der Orts-Behörden, geordnete Abtheilungen der Kommunalgarden und Schützengilden, ferner Turner-, Künstler-[1], Studenten- und andere Frei-Korps unter verschiedenen Benennungen. Aus den Berg-Districten zogen die seit vielen Menschenaltern


  1. Unter diesen Künstlern befand sich auch ein vom Hofe stets mit Gnade überhäufter Kapellmeister. Selbst eine Jeanne d’Arc der Revolution (als Gegensatz des für die Legitimität kämpfenden Urbildes) fand sich in einer Künstlerin, welche selbst auf den Barrikaden als begeisterte Freiheits-Predigerin, jedoch mit geringeren Erfolge, als früher auf der Bühne, aufgetreten sein soll. Auch andere Kämpferinnen sollen den Kampf an der Seite oder auf den Leichen geliebter Barrikadenhelden mitgefochten haben.
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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)