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will, dem Erwerbung von Ansehen nöthiger als einem erblichen ist, ihm Feinde erstehen und wider ihn Anschläge fassen, damit er Gelegenheit erhalte, sie zu besiegen, und auf dieser Leiter, die seine Feinde ihm dargestellt, höher zu steigen. Und Viele sind deßhalb der Meinung, es müsse sich ein weiser Fürst, wenn er dazu die Gelegenheit hat, mit Schlauigkeit einige Feindschaft unterhalten, damit aus deren Unterdrückung ihm desto mehrere Größe erwachse. – Es haben die Fürsten, und besonders die neuen, mehr Treue und Brauchbarkeit in denen Menschen gefunden, die im Anfang ihrer Regierung für verdächtig galten, als in den vom Anfang zuverlässigen. Pandolfo Petrucci, Fürst von Siena, behauptete seine Herrschaft mehr durch Die, so ihm verdächtig gewesen, als durch die Andern. Aber hievon läßt sich im Allgemeinen nicht reden, da es sich nach den Personen ändert. Blos dieß will ich sagen, daß, wenn die Menschen, die im Anfang einer Regierung Feinde waren, von der Art sind, daß sie, um sich zu halten, einer Stütze bedürfen, jederzeit der Fürst sie mit größter Leichtigkeit für sich wird gewinnen können, und sie um so mehr ihm mit Treue zu dienen gezwungen sind, je dringender ihnen selbst erscheint, die widrige Meinung, die er von ihnen gehabt, durch Thaten auszulöschen; um so zieht immer von ihnen der Fürst mehr Nutzen als von Denen, die, mit zu vieler Sicherheit ihm dienend, fahrlässig in seinen Geschäften sind. Und weil der Gegenstand es erheischt, so will ich nicht versäumen, den Fürsten, der einen Staat von Neuem, mittelst innerer Begünstigungen desselben, gewonnen hat, zu erinnern, daß er ja wohl erwägen wolle, was für ein Grund Die, welche ihn begünstigten, zu dieser Gunst bewogen habe: und, wenn es nicht die natürliche Neigung gegen ihn ist,

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_107.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)