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in Mitten seines Heeres entleibt ward. Wobei zu merken ist, daß dergleichen Todesfälle, die aus der Entschließung eines gehaßten, verstockten Gemüthes entspringen, kein Fürst vermeiden kann, weil Jeder es thun kann, der nichts darnach fragt, ob er sterben muß. Wohl aber braucht der Fürst sich weniger vor ihnen zu fürchten, weil sie höchst selten sind; er muß sich nur hüthen, Keinem von Denen, deren er sich bedient, und die er zum Dienst seiner Würde um sich hat, eine schwere Beleidigung zuzufügen, wie Antonin that, der einen Bruder jenes Centurionen schmählig ermordet hatte, ihn selber täglich bedrohte, und demungeachtet unter seiner Leibwache ließ; welches Verfahren tollkühn war und ihn stürzen mußte, wie auch geschah. – Kommen wir aber auf Commodus, der mit großer Leichtigkeit das Reich behaupten konnte, weil es ihm, als dem Sohne des Marcus, erblich zufiel: er durfte nur in die väterlichen Fußtapfen treten, so hätte er dem Volke, wie den Soldaten genügt. Weil er aber grausamen und viehischen Sinnes war, so legte er, um am Volke seine Raubgier auslassen zu können, sich darauf, dem Heere zu fröhnen, es übermüthig zu machen; und auf der andern Seite vergab er seiner Würde, indem er häufig in die Theater zum Kampf mit den Gladiatoren hinunterstieg, und andres Niederträchtige, der kaiserlichen Majestät Unwürdige beging; wodurch er in der Soldaten Augen gemein ward: bis endlich Haß der Einen und Verachtung der Andern wider ihn sich verschwuren, und ihn um’s Leben brachten. – Es bleiben uns die Eigenschaften des Maximinus zu schildern übrig. Er war ein höchst kriegerischer Mensch, und als die Soldaten der Weichlichkeit Alexanders, von dem ich oben sprach, überdrüssig geworden waren, erhuben sie ihn nach dessen

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)