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glaubt, daß sie um neuer Wohlthat willen die alte Unbill vergessen sollten, betrügt sich. Es beging also der Herzog in dieser Wahl einen Fehler, und sie ward der Grund seines endlichen Sturzes.


Achtes Kapitel.
Von Solchen, die durch Frevelthaten zum Fürstenthum gekommen sind.

Weil aber ein Privatmann noch auf zweyerlei Arten Fürst werden kann, die sich nicht gänzlich weder dem Glück noch der Tugend beimessen lassen, so glaub’ ich sie hier nicht übergehen zu dürfen, obschon die Eine ausführlicher da, wo man von Republiken handelt, in Untersuchung zu nehmen wär. Diese sind: wenn man entweder durch irgend ein freventliches und ruchloses Mittel zum Fürstenthum aufsteigt, oder wenn ein gemeiner Bürger durch die Gunst seiner Mitbürger Fürst seines Vaterlandes wird. – Und was die erste Art betrifft, so mögen sie zwey Beispiele, ein altes und ein neues erläutern, ohne weiter in die Meriten dieses Falles einzugehen, da ich glaube daß, wer genöthigt wäre, an ihrer Nachahmung genug hat. Der Sizilianer Agathokles kam nicht allein aus dem Privatstand, sondern vom aller niedrigsten und gemeinsten Loose zum Thron Syracusen’s. Dieser, der eines Töpfers Sohn war, führte von jeher auf allen Stufen seines Geschickes ein ruchloses Leben. Gleichwohl verband er mit seinen Freveln so große Geistes- und Leibeskraft, daß er auf militärischem Wege, den er gewählt, sich nach und nach bis zum Prätor von Syrakus emporschwang. In dieser Stelle nun bestätigt, und fest entschlossen Fürst zu werden, wollte er mit Gewalt und sonder Verbindlichkeit gegen irgendwen, was

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_051.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)