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sichtbar geworden. Und Großmama schaute mit liebevoll besorgtem Forschen und doch etwas schüchtern wie vor Neuem, das sie erst ergründen mußte, diese Enkel an, die beide das Eiserne Kreuz an der Seite trugen; und sie sah, wie scharf und hart die Züge geworden, über deren weiche Kindlichkeit sie sich einst gebeugt, wie stählern federnd sich die hagern Glieder bewegten, deren Unbeholfenheit sie zuerst geleitet.

Dann führte sie die beiden in die Zimmer, die sie ihnen im Hotel gerichtet hatte. Große Sträuße von Blumen aus dem heimatlichen Garten hatte sie ihnen mitgebracht und dazu in der Stadt Lorbeerzweige besorgt und alles damit geschmückt. Als nun aber die Enkel den vielen Lorbeer sahen, waren sie plötzlich wieder ganz die alten. Sie brachen in ihr knabenhaftes Lachen aus, dessen frohes Schallen so oft die weiten Räume des alten Schlosses erfüllt hatte, und riefen: „O Großmama, du willst doch nicht etwa Heldenkultus mit uns treiben!“ Etwas betreten und doch auch schon halb mitlachend antwortete Großmama: „Nun, Kinderchen, ich meine, verdient hättet ihr es eigentlich!“ – „Aber es ist doch immer etwas genierlich,“ meinte der Seemann, „und nun gar von dir.“ – „Und man tut doch nur Selbstverständliches, man könnte ja gar nicht anders,“ sagte der Flieger. Das Wort tat Großmama wohl, es kam wie aus ihrem eignen Innern. Sie nickte. „Ja, aber was ihr alles habt sehen müssen.“ Der gleiche Schatten glitt über beide Gesichter. „Ja, das war weitaus das Schlimmste,“ antwortete der Seemann. Der Flieger aber sagte mit einem abschließenden

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)