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und ihnen, während sie dem kommenden Tage noch halb träumend entgegenblinzelten, zugeflüstert, daß dies kein Tag wie irgendein je früher erlebter sein würde.

Dann begannen die Glocken der Schloßkirche zu läuten. Zu beiden Seiten der Eingangstür waren Birkenbäumchen aufgepflanzt. „Als ob es Pfingsten wäre,“ sagte Großmama und dachte, ach! wenn doch heiliger Geist auf die Völker niedergehen möchte, aber ich fürchte, keines versteht mehr des andern Sprache.

Vollgefüllt wie wohl noch nie war die Kirche; das ganze Dorf war heraufgekommen und noch viele aus umliegenden Ortschaften; Vereine hatten Abordnungen mit ihren Fahnen gesandt, und die Gemeindeschwestern sah man, die Förster, Inspektoren und Pächter der Vorwerke. An der alten Orgel mit dem weißgoldnen, geschnitzten Gehäuse saß der Kantor, und als Großmama nun in ihre Loge trat, umgeben von den Enkeln, da brauste es ihr aus den Orgelpfeifen entgegen: Großer Gott, wir loben dich, wir preisen deine Güte.

Ein Festdankgottesdienst hatte es ja werden sollen, wie ihn wohl abhalten darf, wer nach pflichterfülltem Leben den achtzigsten Geburtstag in voller Rüstigkeit erreicht. Auf eine Festpredigt vorbereitet war auch der alte Pastor gewesen, der ja eine ganze Reihe jener achtzig Jahre hier miterlebt hatte. Aber während er sprach, änderte sich unwillkürlich die Rede, weil auf ihm, wie auf allen, der Druck der Stunde gar zu schwer und beklemmend lag. Und als er, zu dem Deckengemälde der Kirche aufschauend, von dem Auge Gottes sprach, das liebevoll auf Großmamas langem Leben

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)