Seite:De Zimmerische Chronik 4 304.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


nit ain andere entstande. Des ander tags ist des Martin Vesslins weib, so der brunst ein ursach, ußer der statt und zu iren fründen gen Gutenstain gewichen. Zu dem etliche reden von irem aignen eheman und denen

5

nachpurn ußgangen, derhalben der argwon uf sie gefallen. Nichs destoweniger aber so hat die oberkait nit gleich über die sach eilen, biß die fraw zu der statt gangen, nit hinein, auch nit weichen wellen, das die oberkait gern gesehen. Also hat man zu ir greifen und gefengclichen einziehen

10

müßen. Do hat sie alle sachen, wie und warumb, ordenlichen, one alle marter, guts willens bekennt, auch gesagt, sie hab kain ruhe haben künden, ehe und zuvor sie in gefengnus gebracht, auch hab sie entlich[1] vermaint, es solle sonst kain haus verbrinen, dann irer nachpurin .... An

15

der kürchweihe abendt do ist sie für recht gestellt worden. Do hat urtl und recht geben, das mit dem feur zu ir solle gericht werden. Dieweil dann solcher urtl sich menigclichen versehen gehapt, do hat der nachrichter den abend darvor mit holzreis und ander materialien, zu solchen sachen

20

daugenlich und geherig, sich verfasst und das uf den gewonlichen richtblatz füren lassen. Dieweil und aber die neht im herbst kalt, auch der duft fellt, do war alles holz und anders ganz feucht worden und zu dem brennen untaugenlich. Wie nun des ander tags die urtl, wie obgehert, ergangen und

25

niemands do, der für sie hett gebetten gehapt, dann sich die herschaft entschlossen, wover etwar für sie gebetten, wolt man sie in ain ewige gefengnus haben ingemaurt, do ward sie außgefürt und zu eschen verbrennt. Sie ist mit großer rewhe, wie man sagt, gestorben. Das feur das wollt ußer

30

iezgeherter ursach nit gleich brinnen, do gieng ein sag auß, man het ir unrecht gethon bei dem zaichen, das das feur nit het brinnen wellen. Aber die sach ist, wie iezgehört, in der warhait beschaffen gewesen, und glaub, so die oberkait sie nit für recht gestellt, sie were vom gemainen man

35

zu dodt geschlagen worden. Nichts gewissers ist, woverr man die that von ir in der brunst gewisst, die oberkait het sie kainswegs erretten künden, sonder wer vom pöffel ins feur geworfen worden. Es ist ein wunderbarlichs übel, das ein mentsch also sein nechsten, der im nihe leids

40

zugefüegt, soll verbrennen und an bettelstab richten. Gleich-


  1. entlich] hs. emtlich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_304.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)