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kam uf ein zeit der alt Johann Ul, so in der herrschaft Zimbern vor Waldt obervogt ware, geen Mösskich. Der alt herr ließ den Ulen das banzer sehen und lobt das hoch. Aber der Ul vermaint, der graf were iezundt uf das alter

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und unvermüglichkait kommen, das er der banzer nit mer achten solte, derhalben sprücht er: »Ach[1], gnediger herr, was mainen ir mit dem banzer? hetten ir ein gueten nachtbelz darfür!« Es dorft niemands lachen, so hetten die zwen alten ainandern nichs verübel und kanten baide einandern.

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Aber graf Göttfridt ist sonderlichen gern zue Wildenstain gewest, alda im vil seltzams dings von gaistern und andern begegnet. Über den diefen, braiten graben sein ime zwo brucken hinabgefallen, dergleichen etliche zerschmettert. Er hat vil jar alda gebawen; was [1107] er ein jar ufgericht

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und erbawen, so es im das nachgendt jar nit gefallen, hat er wider abgebrochen und uf ein ander manier gemacht. Er hat weit ob den 40000 gulden am schloß verbawen und am graben verbrochen; mit was nutz oder fürstandt, so man sich darauß weren solte, darvon werden verstendige

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kriegsleut wol wissen zu sagen, dann er den velsen am schloß so genawhe behawen, das zu besorgen, ein böss alter und ein unwürigs gebew geben werde. Er[2] hat daselbs alle fenster in der höche, gleich so wol als in der nidere, mit eisen vergettern lasen. Uf ein zeit kam sein brueder, graf

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Wilhelm, zu im; als aber der trachten eine seins gefallens nit zuberait und er daselb in eim zorn und einer ungedult zum fenster hinauß werfen welt, hat er das vorm geter nit hinauß bringen kinden, sonder darvon steen und bleiben müesen lasen, auch damit zu eim grosen gelechter ein

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ursach geben. Ein grosen zorn hat er in seim alter gehapt, mermals umb cleinfüege sachen, welches im nit ein cleine ursach und befürderung zum todt geben. Er kont das alles wol an sich selbs erkennen, darumb ließ er auch niemandts seins zorns entgelten. Wie baldt er zu zorn bewegt, gleich

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war es widerumb hin und dorft im niemands weiter besorgen. Aber im ersten rausch do kunt er sich selbs nit maistern. Das ist bei dem abzunemmen. Er gieng uf ein zeit in s. Martins pfarrkirchen, wie die alt kirch noch gestanden. Nun war nit [weit][3] von der herrschaft gestüele

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ain anderer stuele, der war ungefär zwelf schuch hoch oder


  1. Ach] hs. Acht.
  2. Er] hs. es.
  3. [weit] ist vom. abschreiber ausgelassen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_180.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)