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ließ, und schickt nach zweien dienern, den er insonderhait vertrawet und im anmuetig waren, namlich Jacob Maienbrun, ein balbirer, und Michel Weiß. Dieselbigen fürten in under den armen, wiewol ganz beschwerlich und mit groser mühe,

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in sein gemacht hinauß; da kunte er die ein seiten gar nit geprauchen. Gleich hieß er im sein beuchtvatter, herr Jacob Drehern, holen. Wie der kame, hat er in gegenwürte seines vettern, auch der umbstendern mit gueter vernunft und verstandt gesagt, der allmechtig Gott hab in angriffen

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und, [1097] daran er nit zweifele, mit gnaden haimgesucht; könde wol befinden, demnach er sein zeit erlebt, auch ain sollichs alter erraicht, das sein leben nur mer zu ende laufen müese; hab er allwegs Gott umb ein selligs und cristenlichs endt angerufft. Dieweil dann augenscheinlich dieselbig zeit

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vorhanden und natürlich, ohne sondere gottesordnung, nit lang mer verziehen könde, so welle er guetwillig sein, dem todt selbst entgegen geen, auch biß an sein ende wie ein alter Christ verharren. Und damit er solchem nachkommen und an allem zeitlichen, dessen er sich hinfüro genzlichen

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entschlagen, nit verhündert, greift er mit der rechten handt in linken ermel; darauß name er ein seckel, darin die schlüssel über brief und anders, so im lieb war, den er auch stettigs bei im truege. Denselbigen seckel sampt den schlüseln gab er seim vetter, graf Frobennio Christoffen, angesichts

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des beichtvatters und der andern umbstendern, mit denen worten: »Wolan, lieber vetter, meine sachen haben sich user ordnung Gottes dahin gericht, das an meinem leben oder gesundthait kain bestandt mer sein wurt, sonder mueß den weg wandlen meiner vordern, darzu ich mein schepfer

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ohne underlaß bitten will, mir sein gnad und barmherzigkait zu verleihen, derhalben ich hinfüro meiner zeitlichen gescheften mich entschlagen. Dieweil dann du, die zeit du bei mir gewesen, dich erwisen, darab ich ein benüegen und gefallens, darum dich anders nie, als so du mein leiblicher

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sone, gehalten, so waiß ich iezmals niemands uf erden, dem ich meine güetere lieber, dan dir und deinen kindern, gunen will, und darum so übergib ich hiemit bei disem seckel und meinen schlüsseln dir und deinen kindern all mein hab und guet, als denen ich vor lengest gewelt, das ir meine erben

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seien. Darumb haab sorg und halt wol haus, dann es dich und deine kündt hinfüro berüren wurt! Zu dem ich dir und deinen kindern von Gott dem allmechtigen, dem ich hinfüro,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_162.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)