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kans in sein verstandt bringen; dann welcher hat noch ihe die münzen der materi und des gepregs halb in der Sachsenburg erkundiget? Kinden die alchimisten das goldt in waser oder andere formen zwingen und ganz maisterlichen

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widerumb in die ersten form ires gefallens reduciern, was zweifels wolten wir dann haben, ob nit durch vil subtilere weg die unsterbliche corpora allerlai ungleubliche ding mögen schaffen und zurichten, das dem gemainen man unmüglich zu sein bedunket?

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Aber die[1] aller eltest gedechtnus von erdenmendlin hat sich vor etlich hundert jaren bei eim pfalenzgrafen von Tübingen begeben. Es ligt noch ein dorf uf dem Schwarzwaldt, genant Pfalzgrafenweiler, in dem ain burg gewest, die hat noch heutigs tags greben, aber von lenge wegen der zeit

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ists sonst in ein solchen abgang kommen und mit so grosen beumen verwachsen, das es schier kaim burgstal mehr geleichnet. In disem schloß und weiler hat eines ain graf von Tübingen gewonet, der hat under andern kurzweiln vil gepflegen zu jagen, wie dann die alten Deutschen, unsere

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vorfarn, sich des waidwerks vil beflissen, darvon auch der Cesar schreibt. Uf ein zeit ist der graff [1087] abermals ufs holz zogen, do ist ime uf dem waldt ein wunderklains jegerlin entkommen, das fürt zwai jaghündlin mit sich an ainer cuppel. Das mendlin nampt sich maister Epp, dergleichen die

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hündlin das ain Will, das ander Wall; waher sie aber kommen, das findt man nit geschriben. Der graf het ab dem jegerlin, maister Eppen, und seinen zwaien hündlin sovil gefallens, das er die mit ime haim name geen Pfalzgrafenweiler, und behielt die vil zeit also bei sich, und fürohin, als oft der

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graf mit maister Eppen und seinen zwaien hündlin uf den waldt zoge, so fieng er allwegen wilpret, das er ungefangen nie haim kam. Zu dem gieng es dem grafen, so lang er diß erdenmendlin oder jegerlin bei sich erhalten, glücklich und wol an leib und guet und an allem dem, das er fürnam.

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Eins mals understuendt sich der graff abermals zu jagen mit seinem jegermaister Eppen und denen zwaien hündlin Willen und Wallen, an dem Weilerwaldt, allernechst hünder Feherbach dem schloß. Wie sie nun in den waldt kammen,


  1. Aber die] bis begeben [s. 143, z. 42] ist abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania I, 2—5, wo noch erläuterungen dazu; ist auch erzählt in Schönhuth, Burgen, Klöster . . . Württembergs III, 199—207.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_141.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)