Seite:De Zimmerische Chronik 4 101.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


das es wol ufsehens bedorfte, iedoch hat der allmechtig ine, das haus und die seinen wunderbarlichen behüet und bewart und ime in sonderhait die gnad bewisen, daz er mit wenig leuten und gelt ein grosen baw hat künden verbringen.

5

Und ist also er uf ein solichs geruigs und groß alter kommen, daz er in disem laufenden 1566isten jar uf der hailigen drei künig tag das ein und achtzigist jar erraicht. Mag iren wenigen gedeihen, und kan im der allmechtig sein leben noch lang fristen, also das er uf dizmal der [1058] eltest

10

under allen graven und herren deutscher nation wurt gerechnet, und da er in seiner jugendt kinder solte bekommen haben, mögt er zu denselbigen sagen kinden, wie man sprücht von ainer alten frawen, des geschlechts der Cammerer von Dalburg, die uf ein sollichs geruigs, groß alter

15

kommen, das sie zu irer leiblichen dochter nachvolgende wort gesprochen: »Dochter, sag deiner dochter, ir dochter dochter kinde das waine,« das ist biß in den fünften gradt gewest. Aber das ich widerumb vom alten herren sag, so ist

20

zu wissen, wann er geen Mösskirch oder wider geen Antian-Zimbern geraist, so ist er mermals über den steg under Fridingen über die Tonow geritten, darab sich menigclichen verwundert, ime auch niemands von dienern nachthuen wellen, sonder all gesagt, Gott füre sein ross bei der handt

25

hinüber und kom durch sein gebett also fort. In seinem schloß Antian-Zimbern hat er vil jar unbeschlosen gewonet, in den sorgclichen leufen und auch zu denen zeiten, als durch ganz Deutschlandt so vil herrenloser knecht und böser bueben umbher geloffen sein. Ich geschweig allerlai

30

gelegenhait halben in dem newen baw, mit finsteren gengen und gewelbern, daz kain wunder, da er schon mermals darin ermördt worden. Er hat auch kain were angetragen, sonder ist teglichs allain ohne alle fort oder ainiches abschewens ins thal hinab und allenthalben umbs schloß gangen. Aber

35

der allmechtig hat den fromen graven seiner fromkait geniesen lasen und ine sampt allen den seinen ganz gnedigclichen über allen mentschenverstandt mermaln erhalten. Zu dem hailtum und allen Gottes und kirchenzierden hat er von jugendt uf ein besonder affection und liebe getragen, auch

40

dessen in groser anzal bekommen. Ime ist vil hailtumbs vom churfürsten von Menz, erzbischof Albrechten von Brandenburg, zugestellt worden, und seitmal er ein so grose

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_101.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)