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leuten vil unruhe und plagen zugefüegt, insonderhait aber in dem haus[1], so etwann herr Felkern von Kneringen, ritters, gewesen, am burgkgraben zu Zell gelegen, und domals von Burkharten von Dankensweiler und seim weib, der Crona

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von Kneringen, ermelts apts Marxen schwester, erkauft war worden. Des tags, als der kauf umb das haus beschlossen und mit dem gelt, so der apt von des gotzhaus Reichenow güeter underschlagen oder abgetragen, bezalt, ist gleich in volgender nacht umb die zwai uhren der gaist in gestalt

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eins langen, schwarzen mans von den wächtern vor dem haus gesehen worden und das er hinein gangen, also das die wächter vermaint, seitmals selbiger zeit des herr Eggen von Reischachs, ritters, nachgelassne witib in dem haus bestandsweis wone, es sei villeucht ein junger gesell von den

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megten ingelasen worden, derhalben mans ein guete sach sein lasen. Gleich baldt darnach hat der gaist sich im haus hören lasen, stüel und benk, auch was verhanden, über ain haufen geworfen, in somma, sich also erzaigt, daz die guet alt witfraw und ir gesündt nit anders gedenken künden,

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dann es seien dieb oder mörder im haus. Also ist ein geschrai im haus worden, das von den wechtern und nachpurn zugeloffen. Man hat mit grosem ernst im haus gesucht, aber niemands sehen oder finden künden. Gleichwol der gaist imerdar mit seinem gebölder fürgefaren; haben sie

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unden im haus gesucht, so ist er oben gewesen, und wiewol fürgefallen, es seie ain gespenst, so hat man doch ain besondere wacht verordnet, biß in die acht oder zehen tag, zu erkundigen, was doch darauß werden welle. Gleichwol der gaist sich ohne underlaß so tags, so nachts erzaigt, zu

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zeiten auch helles tags. Wiewol er nit gesehen worden, hat er den mägten die schlüsel ab der gürtel hinweg gerissen und dergleichen gugelfuren getriben und damit niemands im haus rhuo gelasen, derhalben der Burkhart[2] von Dankensweiler in miesen beschweren lasen. Er, Burkhart, ist selbs

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darbei gewesen, wie man in beschworen. Der gaist ist anfangs kommen, wie ain brülender ochs, nachgends in ainer andern gestalt. Zum drittenmal [1052] aber ist er kommen, wie ein groser, faister münch in der kuten[3], in aller gestalt, wie er in seinen lebzeiten gesehen hat, also das in sein


  1. haus] s. Walchner, Geschichte der Stadt Ratolphzell s. 155.
  2. Burkhart] hs. Burkhat.
  3. kuten] hs. knuten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_089.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)