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sich geen Costanz gepracht; den hat er dann zu zeiten ein monat oder lenger bei sich behalten und für ain kurzweiligen rath gepraucht. Was wunderbarlicher und lecherlicher hendel sein brueder, der domdechant, und er mit diesem doctor

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gehapt, darvon wer ein aigens buech zu machen; dann der doctor ohne sie nit sein mocht, so konte er auch das vilfältig gespai und die abenteurigen bossen, so sie im mehrmals zurichten, nit erleiden. Ich will etlicher seiner sachen user vilen melden, dann der, so historias beschreiben, nit

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allain die ernstliche hendel, sonder auch anders, was zu zeiten sich lecherlichs oder schimpflichs begeben, melden soll und hierinnen niemands, wess standts oder wer er sei, verschonen. Es hat bemelter Villenbach in seiner jugendt zu Tübingen studiert; volgends ist er von seim vatter in

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Frankreich geen Burges verschickt worden, alda, er den Alciatum[1] gehört. Wie er aber wider in teutsche landt kommen, ist er nach absterben[2] seins herrn vatters in Italiam gezogen, darin er in doctorem promovirt worden, und baldt darnach ist er onustus linguis, disciplinis[3] et scientia juris in

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Teutschlandt kommen, wie ein saw mit baumwollen. Zu Straßburg hat er neben seim patrimonio ein vicariat uf dem hochen stift genutzt; damit hat er kain arbait oder müe gehapt, keiner pratik bedorft, dann de ventre inspiciendo, und dieweil er dem domdechant, graf Johann Christoffen

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von Zimbern, in Frankreich wol bekannt gewesen, ist er durch in neben allem gespai und fatzwerk, das er mit im getriben, in vil weg befürdert worden, insonderhait aber, als das domcapitel daselbs der zeit allerlai rechtfertigung und handlungen am hof zu Rom, ist er durch die

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befürderungen iedes mals geen Rom gesant worden, als volmechtiger procurator solche zu expedieren. Was er alda guets geschafft, das befinden die domherren noch. Ich hab selbs mermals von inen gehört, das er inen etlich hundert guldin verthon und wenig genug ußgericht, allain die cortisanen

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zu Rom und andern orten visitirt. Sollich handtwerk hat er getriben so lang, das er letstlichen die spannischen rauden darvon erkriegt, und das noch mehr, er het sich darneben am dolchen so übel verbrent, das er im anfahen faulen, und da im durch die chirurgos nit hilf bewissen und die verderpt


  1. Alciatum] hs. Alicatum.
  2. absterben] hs. absterbens.
  3. disciplinis] hs. disciplinus.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_075.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)