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stürmen, die andern im dorf umbher, die machten das geschrai und wackten die leut uf zur rettung. Der arm schneider muest im haus bleiben, der lag an der kettin, darvon er sich selbs nit ledig machen kunt. Der wartet alle

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augenblick rettung oder das er verbrinnen solt. Dise brunst wardt im schloß zu Mösskirch eben so baldt gesehen, als man deren im dorf gewar; derhalben ließ der alt herr den sturm angeen und warden eilendts etliche burger und vom gemainen pöffel sampt ledere kübeln und anderer zugehördte

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verordnet, hinauß zu laufen. Es beschach grose rettung, damit die kirch und andere heuser vor der prunst verhüet würden; aber das brinendt haus mögt nit errettet werden, so gar het das feur überhandt genommen; man muest es eben brinnnen lasen. Der schneider, als im das feur zu

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nach kam, hab ich wunder gehört, wie übel er sich gehept, wie trewlich er iederman umb verzeihung und erledigung gebetten, auch Got so innigclichen umb gnad und barmherzigkait hab angerüeft; darneben seie er in der feursnot gesprungen, die hitz zu entweichen, daz es alle zuseher

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erbarmbt. Und wie man glaublich darvon sagen will und dem ich glauben gib, so hetten im die pauren anfangs, als man zum feur kommen, wol kinden mit dem leben darvon helfen, wann sie gewelt, aber sie weren sein gern abgewesen und bedauret sie der uncosten und die mühe, das er so

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beharrlichen muest verhüet werden. Zu dem war menigclich über in so gar erzürnt, das er der prunst selbs ein anfenger und ursacher war gewesen, wie obgehört. Man sagt, das etlich Rordorfer, die an der kettin in so ernstlich springen sehen, geschrieen haben: »Lasen den unsinnigen bösswicht brinnen,

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der sich selbs und uns alle hat wellen verbrennen!« wiewol man hernach nit aigentlich uf den grundt kommen, welche also geschrieen, dann es inen nit nachgeben worden. Nichs desto weniger aber so ist domals alle gelegenhait versaumpt worden, dem armen man zu helfen, und da die Mösskircher

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und andere nachpurn herzukommen, do hat das feur so gar überhandt genommen, das unmüglich gewesen, im ainiche rettung mehr zu beweisen. Also hat mans den lieben Got walten müesen lasen, und angesichts irer aller hat er ellendigclichen ersticken und verbrinnen müeßen. Es hat in die

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hitz so gar ußgedert, das der leib nit anders, als ob er allerdings wer gebraten gewesen. Letstlich ist der leib mit einer verbrenten hülzin saul herab gefallen, der zugleich uf


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_055.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)