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darum rat er ine bei waren trewen, das er mit ungnaden der kaiserlichen Majestat nit absteen solle, dann was ime zu ehren und guetem gelangen, gone er ime von herzen. Im andern jar darvor und graf Wilhelm Wernher den

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cammerrichterstandt uf sagte, do fiel er in ain hitzigs fieber. Nun volgt er aber dem doctor gar nit in seinen rathschlegen, sonder aß und trank zu zeiten, was im schmackt und am basten bekam. Das must er dann in den paroxismis hoch entgelten; die kammen in vil schwerer und herber an, dann

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sonst. Nun besucht ine graf Reinhart von Solms, der theur graf, vilmals in seiner krankhait, dann er in münzsachen ain kaiserlicher commissarius alda. Dieweil sie dann baid ainandern wol bekannt, sprach graf Reinhart zu graf Wilhelms diener einem, hieße Melcher Schenk: »Wolan, Melcher, sag

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deinem herrn, das er nit milch, nit kees, nit schweinenflaisch oder rohe rieben esse, welle er anders gesundt werden und bleiben; soll auch nit so vil kalts wasers drinken, den magen zu erkelten, sonder daz er sich doch ein mal und sonderlichen in diesem fieber ordenlich und wol halte.« Das alles

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sagt er in beiwesen grafen Wilhelms Wernhers, der es ime ganz wol ufname. Dieses fieber ist nach etlicher zeit selbs ohne alle arznei vergangen; dann obwol der medicus allerlai arzneien, als [984] püllulen, digestiva und anders verordnet, so hat er doch mertails dasselbig hin und hinweg

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geworfen, dem allmechtigen vertrawet. Der hat im auch hernach fürderliche und bestendige gesundhait verlihen. Und zu ainem beschluß dieses capitels kan ich von dem obgemelten diener, den der cammerrichter bei sich gehapt, nit umbgeen, was von seinem absterben, dieweil

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das gar ungewonlicher weis beschehen, zu vermelden. Diesen hat er von knaben weis uferzogen, war von Leipzik user der stat und hieß Melcher Schenk. Der konte dem grafen alle seine rechnungen und andere handlungen versehen, nach allem vortheil, zu dem er ganz getrewlichen handlet, und

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war seim herren ain gueter diener. Darneben aber, wie es dann zugeet, das die gesellschaften und diener ainandern verfieren, das beschach da auch. Das guet mendle kam hinder den starken Reinwein; den versucht er so wol und macht darauß ain solichs handtwerk, das letstlich in ein

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kindlewee, wie mans nempt, anstieße. Der graf het den diener lieb, und was müglich war seiner gesundthait halb fürzunemmen, an dem wardt nichs gespart. Im wardt ge-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 602. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_602.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)