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in deutschen landen angericht, war, das er durch seine verordneten commissarios in etlichen reichsstetten enderung in zünften fürnemmen ließ, die er auch an etlichen orten gar abthet und die räth mit daugenlichen personen ersetzet.

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Under denen commissarien war herr Hainrich Has[1]. Der het den nammen, das ain gemain sprüchwort darauß wardt: »Der has hat allenthalben die zunftmaister uffressen.« Nun war ain zunftmaister zu Reutlingen, ein würt, der wardt vom Hasen auch ußgemustert, darab er nit wenig verdruß und

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laids empfieng. Derselbig würt het ain garten vor der stat, darin vil hüpscher junger beum; die het er geseubert und fleißigclichen für die künftige [957] keltin des winters mit stro verbunden, das die hasen die nit zernagen oder beschedigen kunten. In garten fürt er einmals etliche seiner

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gest spacieren, so kompt ain ainfeltiger paur, seiner bekanten und gefatter einer, ohn geferdt zu im, geet auch mit inen hinein und fragt den würt, was er do gemacht, das er die beumle so fleißigclichen hab zugebunden. Der gewesen zunftmaister sprücht, es sei für die beschedigung der hasen,

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welche den jungen beumen sonderlichen gefar seien, denen welle er mit diesem verbunden fürkommen. Antwurt der paur auser lauter ainfalt: »Ach, mein lieber herr gefatter, heten ir dann euch selbert und andere zunftmaister mehr mit stro verbunden, damit ir sicher gewest, das euch der

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Has nit also beschedigen het kinden.« Solchs hasengeferts halb mit den zunftmaistern sein nachvolgende reimen ufm oder an dem rathhaus daselbsten zu Reutlingen angeschlagen worden:

»Wann wurt kommen new laub und gras,
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So wurstu hören diß und das;

Dann neid und haß
Bringt uns der Has,
Der isset weder laub oder gras,
Zunftmaister schmecken im vil baß.«

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* [1453] Es hett kaiser Carle nach ufgerichtem Interim versehen, das die catholischen ceremonien im münster zu Straßburg widerum sollten ufgericht und behalten werden. Das beschach und mußten die tomheren geflissen wider zu cor gehn. Es stande aber nit lang an, das zwen unerkannte

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quidam ain lerman anfiengen im münster, durante officio


  1. Has] s. Gratianus, Geschichte der Achalm und der Stadt Reutlingen II, 255.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_556.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)