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sicht sie den gefangnen grafen, und als sie hört, das er ain Crist, auch sicht, das er ain schöne, starke und gerade person, lasst sie in berüefen, fragt, wer er seie, wie er in dieß ungefell kem. Er sagt ir die warhait, wer er seie und alle

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gelegenhait. Dieweil sie aber ab seiner person und der rede, die er in denen jaren wol gelernet, ain besonders groß gefallens, auch vileucht der will Gottes also war, do begert sie an in, das er sie wellte zur ehe nemen, so wollt sie in von seinem herren erkaufen und ledig machen. Der graf

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bedankt sich hoch der eren und des genaigten willen und vermeldet darbei, das er ain eheweib und liebe kinder dahaimen hab, die nit wissen, wo er sei, auch in nit ledigen künden, derhalben im nit gepüren well, noch ain eeweib zu nemen. Aber sie war dermaßen an im verirrt, das sie in

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kurzum ihe ledigen und haben wollt, seitmals bei inen der sitt und gewonnhait, das ainer zwai, drei oder mer eeweiber mit eren wol haben mögt; erpott sich darbei, mit im in deutsche land zu raisen, Cristenglauben annemen und sich deufen zu lassen. Dieweil nun der graf in so hohen nöten,

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auch sonst kain weg finden oder erdenken kundt, dardurch er der schweren gefengnus erlediget mögt werden, auch ain besunders groß verlangen hett in sein landtschaft zu weib und kinden und das verhofft durch solch mittel zu erlangen, do verhieß er ir die ehe. Hierauf erlediget in [1482] die

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königin und mit bewilligung und zulassen ires vatters, des königs Soldans, do fur sie mit im darvon; der sie erlichen und mit allen gnaden abfertiget. Wie sie nur mit ainandern zu schiff herauß kamen gen Venedig, so findt der graf one gefert ain diener aldo, ain Deutschen, den het sein weib

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uß deutschen landen hineingeschickt mit den kaufleuten, die in die Türken und Haidenschaft wandlen, zu beratschlagen, wo und wie der graff in der Haidenschaft mögt zu betreten und zu erledigen sein. Von disem seinem alten diener do erkundiget er, wie es in deutschen landen und in

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seiner haimat ain gestalt, auch das sein hausfraw und seine kinder noch in glicklichem zustand waren, darab er umb so vil dester mer ain freud entpfieng, seitmals sein hausfraw umb sein erledigung sich so vil bemühet. Darneben aber het er nit wenig beschwerd ab dem, das er noch ain andere

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darzu genomen, die geelichet und also die haimbringen musst. Das war er alles mit höchsten sorgen und beschwerden erwegen. Darumb fand er an rad, er sollt gen Rom


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_547.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)