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user rath und bevelch seins herren vatterns und baider seiner vetteren das hofgericht zu Rotweil versehen, [944] in welcher verwaltung ein wunderbarlich sach am hofgericht mit dem Hannsen Freiburger zu Cappel fürgangen. Derselbig hat

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ein Bletzin von Rottenstain zu eim weib; mit deren ist er in ein solliche leuchtfertigkait gerathen, das er seiner werkleut eim, [eim][1] Friesen, so die weir macht, verdingt, seitmals er kein sone von seim weib überkommen, das er sich brauchen welte und dem weib ein sone machen. Sollich

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verding hat der abenteurer angenommen und sein bösts gethon. Und das wunderbarlich zu hören, auch nit bei den unverschempten Walhen, geschweig bei den Deutschen nit gepreuchlich, zu dem wider die natur und allen mentschlichen verstandt, so ist er, sein weib und der Fries

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merertails nachts in aim bet gelegen und mit ainandern abgewichslet. Zu zeiten, wie man sagt, hat er den Friesen angemanet, seines verdings nit zu vergessen. Zu letsten ist doch dem Friesen gerathen, das die fraw schwanger worden und ein son geporen, gleichwol er gestorben. Do hat der

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Fries sein gelt gefordert, aber der Freiburger ist in der bezallung mit im zertragen, hat im was daran abgebrochen, derhalben der Fries den Freiburger mit hofgericht fürgenommen. Diese schimpflich handlung ist nach langem vertragen und ab dem weg gethon worden. Hernach begab

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sich, das Hanns von Stotzingen zwo döchtern verheirat, die eine aim von Sürgenstain, die ander eim von Westerstetten, und wie gebreuchlich under dem adel, das die döchtern verzig thon sollen, also schickt bemelter von Stotzingen seine döchtern auch für das hoffgericht, den verzig mit dem

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aide zu becreftigen. Und nach ordnung des hofgerichts müeßen die frawen, da sie den aid thon, dem hofrichter an den richterlichen stab greifen, wie dann in diser sach auch beschach. Es hetten aber diese zwo von Stotzingen ein procuratoren, war ain guets weingensle, hieß magister Urban

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Merkle. Derselbig wolt den frawen anzaigen, sie solten dem hofrichter an richterlichen stab greifen, den inen baiden der hofrichter darbotte. So vernempt er aber und sprücht offenlich vor iederman; »Ir meine günstige frawen, greifen meinem gnedigen herrn daran!« Die weiber konten vor pfutteren

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nit wol an richterstab greifen, und fieng menigclich an zu


  1. eim] dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_532.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)