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* [1463] Was zu Rotweil für ain regiment, das geben nachfolgende carminen zu erkennen:

»Nil aliud Rottweil canitur, quam kuchlin, bratwurst,
Et clamant expressa voce des süeßen atque des sauren.
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Knebulatio regit ac vilcitudo singula fregit,
Potestatem populus gerit omnemque communis[1].« *

Sie haben sich vor achtzig jaren in ein pündtnus mit den Schweizern eingelassen, gleichwol, wie sie fürgeben, ußer zulassen und vergunen kaiser Friderrichs des dritten.

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Damit haben sie allen nachpurn ein forcht eingestroben[2]. Sie sein letstlich in ein solche vermessenhait oder begird zu herschen gerathen, das sie sich understanden, auch ain ort in der Aidtgnoßschaft zu werden, derhalben, wo sie könden, uf dem landt an sich zu ziehen, wie sich dann

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sonderlich in dem beschaint. Als herzog Ulrich von Würtenberg seins lands durch den schwebischen punt vertriben, haben sie zu erweiterung irer landtschaft baide empter Dutlingen und Schiltach ingenommen, wiewol sie die nit lang behalten, sonder dero in etlichen tagen ganz schimpflich

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wider abtretten müeßen. Was spotlichen herfart aber sie angericht, als sie solche empter ingenommen, auch was seltzamer, ungewönlicher kriegspreuch sie domals gehapt, darvon wurt noch vil zeit gesagt und zu anzaig ires groben verstands und dorheit leuchtlichen nit vergessen werden.

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* [1451] Sie haben ain weber bei inen, haißt . . ., der hat ain lied von iren großen thaten gemacht und wie wol sie bei dem reich sich gehalten. Das wurt vilmals uf der herren stuben gesungen, gleichwol nit one klain fastidio der gest und frembden zu heren, da sich auch zu zeiten begipt,

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das die zuheren müeßen, denen vorelter sie vor jaren ir schloß ingenommen und zerbrochen haben. * * [1477] Es kan iren hoher verstand bei dem abgenomen werden. Bei etlichen jaren haben sie gemainer statt brief und anders registrüren lassen und in ain ordnung

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bringen. Nun hat man in der beheltnus under anderm ein truchlin[3] gefunden, ist mit wachs überzogen gewest und gar wol verwart, darbei sovil berichts, das es nit soll geöffnet werden; hat auch von alter her niemands sagen künden, was darein verschlossen und behalten. Nichts destoweniger


  1. communis] hs. fehlerhaft commurris.
  2. eingestroben] hs. eingestorben.
  3. truchlin] s. hierüber schon oben II, 542, 21 bis 37.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_277.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)