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Under andern hendeln aber begab sich ein lecherliche sach. Es war ain junger Deutscher alda, hieß Apollinaris Kaiser, war ußer der marggrafschaft Baden gebürtig, der war nur alda, das er studieren sollte. Nit waiß ich, wann er herr

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Johann Christoffen, den eltern brueder, het belaidiget, oder sich berüempt, er het eben so guete kuntschaft zu hof, als die herrn. Es füegte sich kurzlich hernach, das Corporis Christi verhanden, uf welchen tag dann der alt künig Franciscus ein groß fest hielt mit einem herrlichen

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processiongang, und beschache aber dasselbig im Lover oder pallatio, do der künig inwonet. Nun het der künig den Schweizern und andern guardiknechten ernstlichen bevelch geben lassen, das sie niemands uf solichen tag hinein liesen, sonder die porten wol verwarten, damit der pöfel nit zulief und das

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getreng vom gemainen haufen zu groß würde. Das geschach uf den tag. Des morgens früe, ehe die procession anfieng, giengen die baid herren gebrüeder geen hove; die waren bei den Deutschen und Welschen dermaßen erkannt, das man sie ließe passiern. Der Apollinaris macht sich auch

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uf den weg, wolt auch ins Lover, het sich nach vorteil, iedoch wie ain student, herauß gestrichen. Als aber herr Johan Christof durch die guardi passirt, het er inen gesagt, es würde ain sollicher und solicher hernach kommen, wer also klaidt und dermaßen beschaffen und darneben ain

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seltzamer kundt, das sie in daußen liesen. Sie sagten ims zu. Indess so kompt der Apollinaris doher gedretten und will hinein. Sie haißen in dauß bleiben. Er dringt fort. Dieweil aber menigclich zu eim kleinen thürlin hinein muest, ergreifen in die innern von der guardi beim harr, die ußern

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bein füeßen, erdoplen ine wol mit feusten uf den rucken. Iedoch waren die ußern die sterkesten, das er muest hussen bleiben, und ließ ein sammatin paret zu pfandt, das war zum thürlin hinein gefallen. Also wardt sein hernach mit der großen kuntschaft zu hof wol gespott. Diser Kaiser ist

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hernach ain doctor der rechten und des deutschen ordens canzler worden. Uf den nachvolgenden winter, war anno 153[9][1], do richt kaiser Carle, der dozumal in Hispania, ein pratik an durch den connestabel in Frankreich, war von seiner gepurt ain

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herr von Montmorenci, das ine der künig Franciscus durch


  1. 153[9] die zahl 9 fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_181.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)