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zufriden, gieng mit seinem beistandt wider darvon. Des andern tags kam er in groser ungedult zu dem von Dechwitz[1], dem hueb er sein verlorne sach und die urtheil mit vil bösen worten uf, und ich glaub, da er etwas mehr fueg

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oder ursach gehapt, er het sich etwas gegen ime understanden. Aber herr Dieterich war ain geschickter man, der kont im sittigclichen antwurten, sprechendt: »Ich hab dir ihe die warhait gesagt, dann die urtheil, die dir worden, ist guet, aber dein sach ist faul und kein nutz gewesen,

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darumb hastus auch, wie billich, verloren.« Man het zu der zeit doctor Conradt Vischen, aim assessori, ein erlichen heirat angetragen. Der war aber noch nit abgeredt oder beschlossen, so kompt aber doctor Hartman Mor in herr Jörgen Bauren haus, und dieweil er bei allem antrag und

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heiratshandel gewesen, fieng er an darvon zu sagen, und da er nichs mehr wuste oder konte darvon sagen, sprücht er ganz ernstlich: »Velte plag[2] (also war sein schwur)! es sein secreta, ich main, ich hab zuvil geredt.« Do wust er aber nichs mehr domals vom heirat zu sagen. Er het ain

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tractetlin[3] lasen ußgeen von hoffsitten. Das beredt der cammerrichter, graf Adam von Beuchlingen, und vermaint, die beisitzer sollten sich deren sachen enthalten und iren gescheften, was inen die cammergerichtsordnung uflegte, obligen, wer ergerlich und hetten die lutterischen fürsten und stende

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dester mehr ursach, das cammergericht zu cavillirn[4]. [697] Die straf nam doctor Mor zu hochem verdruß an, sprach, so er was zeit in cammergerichtsgescheften bevor het, warum er dieselbig nit seins gefallens brauchen dörft, und er würde ims nit weren lassen. Diß alles redt er in lateinischer

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sprach vor andern assessoribus und gieng den grafen übel auß, er were ungelert, verstündt die ding nit, solt ain andern darvon reden lassen etc. Dieweil aber graf Adam das latein nit verstandt, do blib es darbei; so wolts im auch kein anderer sagen. Und fürwar, es müeßen[5] sich zu zeiten

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die grafen am cammergericht vil von den doctorn erleiden, Grave Friderrich von Leonstain, der iezundt cammerrichter, hat ein büßlin müesen von aim schebigen doctor, eim asses-


  1. Dechwitz] hs. Dehwitzt.
  2. Velte plag] Agricola, Sibenhundert vnd Fünfftzig Deutscher Sprüchwörter, nennt unter nr. 500 das sprichwort: Das dich Sanct Velten ankomme oder schende; s, indess schon oben s. 113, 7.
  3. tractetlin] den titel desselben konnte ich nicht ermitteln.
  4. cavillirn] hs. cavilbirn.
  5. müeßen] hs. mueß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_116.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)