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dem rathhaus über vorm bronnen erkauft und das ußen und inen schön malen lassen, und so er alda gewesen, zu zeiten ain monat oder lenger, hat er ain freie dafel gehalten, in somma, es ist cöstlich zugangen, und sein die Rotweiler

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küechlin-bratwurst ganz statlichen umb in gewesen. Die haben im guete wort geben, biß sie die dörfer und das gelt von ime bekommen. Den lohn oder den dank aber, den er letstlichen von inen darvon gebracht, laß ich bleiben. Under ander, die im also deglichs zu hof geritten, war ainer,

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hieß Georg Wil, war von der Scheer pürtig und in der jugendt ain kriegsman gewesen, het nachgends zu Rotweil ein reich weib und ain substitutenstandt in der canzlei überkommen. Derselbig musicirt mit im, welches doch letstlich vil Rotweiler, nachdem es insonderhait ain grobs volk ist,

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übel verdrossen, under denen nit der wenigst bei inen im kartenspill, der alt Conrat Spretter, ein groß misfal gehapt. Wann er pfeifen, lautenschlagen, singen oder uf den regalen schlagen gehört, hat er gesagt: »Wem soll doch das pfifflen und das golen? meine herren solten das nit zulassen! es

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kan vor disem pfifflen niemands nochdann nüt hören«, wie es dann solcher unverstendiger und ungewanderter leut noch mehr alda het. Sonst hat herr Gottfridt Wernher ein guete sach zu Rotweil gehapt, dann das böst federwilpret, auch die bösten fisch und alles guets gefügel und andere

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schleckbissle warden im zu haus gepracht. Das konte im sein hauswürt, Hainrich Schweizer, war vorhin ein hofgerichtsbott gewesen, wol zu wegen bringen. Derselbig het ain frawen, die fürbündtig kochen kundt. Von diser Greta Schweizerna sagt man, das sie gern wein und sonderlichen

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nur den bösten, wie dann gemainlich der gueten köchinen brauch, hab getrunken. Uf ain zeit, als sie abermals sich wol beweinet und in der nacht ir saugendt kindt ußer der wiegen genommen und saugen wellen, ist sie so trunken gewesen, das sie das jung kindt undersich übersich hat

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gekert, also sein ir des kinds füeß für die brust kommen. Wie nun das kündt mit beiden füeßen goglet, do hat sie nit anders denken kinden, dann das kind hab zwen kepf überkommen, derhalben hat sie iren man, den Hainrichen, eilends geweckt und mit großer verwunderung ime anzaigt,

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wie ir kündt so unversehenlich zwen [691] kepf hab bekommen. Der man grif nach dem kündt und befandt wol, das sein weib voll war; derhalben, wiewol er übel mit ir


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_105.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)