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der wer griff, in mainung, den pfaffen zu schlagen. So het er aber, nachdem er von art und aigenschaft ein frommer, güetiger und fridlicher herr ist, ohne alle geferd kein wehr bei sich. Das ersicht maister Ulrich Grop, der glassmaler

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von Riedlingen; der besorgt nun, herr Wilhalm Wernher mecht sich am pfaffen vergehen, und stost, gleichwol gueter wolmainung, den herren an ain zaun so hart, das er solchs hernach in jar und tagen in der ainen axel und arm nit überwinden kinden und vilmals großen schmerzen daran

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erleiden müeßen. Der pfaff macht sich kurz in sein behausung darvon. In wenig zeit darnach jagt herr Wilhalm Wernher den lecker hinweg. Wie baldt er zu Oberndorf urlaub, kam er geen Seedorf; daselbst nam in herr Johanns Wernher zu aim caplon an, und war im gar ain ebner

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caplon. Ob nun das herr Wilhalm Wernhern von seim brueder, herr Johannsen Wernhern, zu ehr oder misfallen beschehen, ist nit wissendt. [615] Aber der pfaff blib auch nit lang zu Seedorf, do verschütt er den haf, dann er het ainer magt im schloß ain kindt, wie man sagt, bevolchen. Derhalben

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muest er kurz weichen. Allererst gefiel er dem dritten under denen gebrüedern, herr Gottfridt Wernhern, darumb, als er bei baiden seinen gebrüedern in höchsten ungnaden, do nam er in zu sich hinauf geen Mösskirch; da verlihe er im ain caplonei zu S. Martin. Daselbst blib er nit gar zwai

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jar (man hieß in gemainlich nur pfaff Bene), do kam er nit in weniger ungnad, dann hievor zu Seedorf und Oberndorf beschehen war. Er het ain maulthier im haus, dess er doch gar nit bedorft; war die gemain sag, er brauchte das zu unzimlichen sachen. Das er aber solcher unchristenlichen

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art gewesen, gibt nit ain claine anzeig und vermuetung, das er so verblent und freffel gewesen, das er seinen herren, herr Gotfridt Wernhern, der dozumal der schönest, ansehenlichist herr, den ich mein tag nie ersehen, angesprochen, im zu vergonnen, das er ine mögt in arm nemen und genug

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küssen, darfür weil er im ain hundert guldin schenken. Was gueten willen er darmit, neben dem das er herr Gottfriden Wernhern entlaufen muest, erlangt, ist guet zu gedenken. Zu dem er etliche trügliche, hochmüetige reden, als herr Adrion Dornfogel, pfaffherr zu Mösskirch, durch das haus

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war geloffen, hett außgestoßen, uf mainung, so im das oder dergleichen begegnet, was er darwider fürnemen wellte. Derhalben wardt im in kürze hernach durchs haus gleicher-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_606.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)