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geschehen. Und wiewol der umbkomen ain ansehenlicher und wolbeklaidter gewesen, so hat doch niemands clagt, und ist die sach ersitzen bliben. Villeucht hat den, so also erschossen, niemands wissen oder erkennen wellen.

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Wie er uf sein alter kommen, hat er sich noch bei lebzeiten graf Christofs von Werdenberg in der grafschaft Hailigenberg bestattet und hat die zeit, als graf Friderrich von Fürstenberg dieselbig hernach ingehapt, erlebt. Er hat etliche kinder hünder im verlassen, die auch noch heutigs

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tags, wer iren vatter und woher er gewesen, nit wissen megen. Er hat von seiner hausfrawen ain holtselligs döchterle gehapt, welches im die marggrefin von Mantua, graf Christofs von Werdenberg gemahl, ußer teuf gehapt und ir seer lieb gewesen. Das ist nun in der jugendt gestorben, und

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als sein gott, die von Mantua, in uf ain zeit gefragt, wie ir taufgotte lebe, hat er, Martin, ir geantwurt: »Botz unden, fraw! kindt ist storben; was lieb, fürt teufel gleich hin.« Man sagt, in hab sein weib eins nachts angesprochen, demnach sie ain weinends kindt, er soll ir doch einmal das

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kindt helfen wiegen. Das hat er ir verhaißen. Also hat er die wiegen mit dem kindt in der cammer versetzt, daran hat er ain heerin windstrick gebunden, und nachts, als das weib entschlaffen und das jung kind anfahen schreien, hat Martin mit dem heerin strick anfahen zu wiegen. Dieweil

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aber der strick dem weib über die bloßen prust gangen, ist die guet fraw baldt erwacht und hat iren Martin hinfüro mit dem wiegen rüebig gelassen. Vor jaren hat es ain maier zu Guetenstain gehapt, genannt Ulrich Buel, man hieß ine aber nur den Dürren, war

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ain wunderbarlich man. Der hett, wa er hinkame, ain groß geschrai und redet so seltzamlich und laut, das man sein wol lachen mogte. Sein vatter was gleichfals, wie er, ain abenteurlich man gewesen, mit dem der alt herr Wernher freiherr zu Zimbern, dieser dreier herren geprüedere anherr

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sellig, vil geferts und wesens einest hat getriben; insonderhait aber, so herr Wernher uf dem waidwerk im engen Krais zu zeiten benachtet, ist er in des Bulen haus bliben. So dann herr Wernher zu im gesprochen: »Wolan Buel, du kompst mein abermals zu schaden,« antwort dann der

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paur: »Ach, herr, nein, mir ist ain leib prots nit an hindern bachen,« und auch mere gegen seim herren nit betaurete. Gedachter herr Wernher het uf ain zeit in gefragt, wie baldt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_566.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)