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schlagen; ist abermals sein gelacht worden. Er het wol zu dem priester gefüegt, der inter elevandum eucharistiam die mit der ainen handt ufgehept und mit der andern handt geschnelt. Ußer disem allem leichtlichen hat megen

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abgenomen werden, das er sich keiner thorheit ußer schalkhait angenomen, sonder ain lauters kindt gewesen. Hat er sich uf ain zeit ußer einfalt under dem schloß Falkenstain in ain große geferde begeben, dann als er be[588]velch gehapt, mit zwaien eseln wasser uf Falkenstain zu fieren, und herr

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Johannsen Wernhers werkleut, so domals den felsen am schloß gebrochen und geebnet, etlich gar groß stein den perg herab geworfen, die dann all stauden und was sie underwegen angetroffen, mit großem gedöß zerschlagen, ist bemelter Michel denselbigen stainen entgegen geloffen,

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sie angeschrien und mit den henden scheuchen wellen, damit sie weiter kein schaden thuon. Aber er ist ohne zweifel domals von Got sonderlichen bewart worden, dann in derselben stain keiner antroffen, wiewol sie hünder und vor im gerauscht. Er hat nit anders gewist, dann herr Johanns

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Wernher von Zimbern seie sein vatter, derhalben im nit anders gesagt, dann herr vatter, und so herr Johanns Wernher verreiten wellen, ist der narr zu im kommen und dergleichen gethon, als ob er leidig[1] sei seins hinwegraisens, und gesprochen: »Ach, herr Got, lieber herr vatter, kom

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baldt wider!« So baldt in der narr nit mehr gesehen, hat er zu den umbstendern mit heller stimb geschrüwen: »Lan gan! lan gan! er kompt nit wider, der herr vatter, der teufel hat in hingefüert, hini, das er ain schenkel abfall!« so übel hat in der narr gefürcht. Herr Johanns Wernher

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ist uf ain zeit uf dem Ottenwaldt gewesen und am herauf raisen ist er geen Besika komen. Als in des Michel Narren mutter erfaren, die dann, eben wie ir son, nit witzig gewest, ist sie ins würtshaus gangen, den herren angesprochen, wie es irem sone Michel gang und wie er lebe; hat ir herr

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Johanns Wernher gesagt, es gange ime wol, nem heftig an der vernunft zu, das zu hoffen, er noch zu aim burgermaister werde gerathen. Das hat die guet fraw wol erfrewt, und gesprochen: »Ach, das sei Got gelobt, das er so wol gerathen, dann es ist allweg in der jugendt ein witzigs und

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bescheids büeble gewesen,« damit ist sie wider abgeschaiden.


  1. leidig] hs. ledig.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_549.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)