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das weib ungern gewilfaret, iedoch hat sie mit schaden den ain zipfel vom bet abgeschniten und den dem hauswürt zugesandt. Hiemit hat der Hebenstreit wider irer aller verhoffen das gewett redlich gewonnen gehapt. Das ist nun

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also ansteen bliben biß uf die nechstkünftige ostern, und als ainest vor jaren zu Mösskirch der geprauch gewesen, das der predicant oder pfarrer uf den ostertag nach der predig ein gueten, lecherlichen schwank gesagt, da hat herr Adrian Dornfogel solchs an die handt genomen, nach der

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predig uf künftigen ostertag von dem Paule Hebenstreit und seiner frawen geprediget, wie gehorsam, wie gevölgig sie im seie, darumb er billich als ain maister in seim haus vor andern, als ain seltzams und ungewonlichs, zu Mösskirch soll gerüempt werden, auch billich das christenlich, herrlich

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lobgesang, das Christ ist erstanden, vor menigclichem soll anfahen zu singen. Das hat den einfürn mann verdrossen, so hoch, das er überlaut in der kirchen uf den pfarrer geschworen, sprechendt, er welt, das er alle plagen het, im zu gefallen zu singen müeß ers doch nit thon; damit ist er

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zu der kirchen hinauß gangen, dess dann iederman gelachet, und hat niemands under den mannen singen wellen. Hierrauf herr Adrian, der pfarrer, gesagt: »Ist das nit zu erbarmen? ich hab den mennern, als dem edler und würdiger geschepf, uf heutigen tag und billich die ehr wellen

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zumessen, das sie maister im haus seien, so hats keiner, auch der, so sich dess billich und mit der warheit hat rümen kinden, annemen wellen. Damit aber etwar die maisterschaft im haus hab, waver eine under den erbarn frawen, die sich in irem haus maister sein gedunkt, die soll das

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herrlich lobgesang mit frewden anfahen. Der pfarrer konte das wort nit außreden, es wolt keine under den weibern die letzst mit singen sein, es fiengen iren zumal ob den hunderten an. Hernach wardt von dieses singens wegen ain söllichs gespai under der burgerschaft, das vil ain bösers

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zu besorgen was, der[532]halben herr Gottfridt Wernher solche und dergleichen facetias uf der canzel zu treiben ernstlich verbotten, welches auch also biß uf unsere zeiten gehalten würt. Dieser Paule wolt nit Paule Wech haisen, damit muest

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er sich vil erleiden. Er wardt hernach über vil jar ain wächter zu Mösskirch. Wie er nun in ainer nacht die wacht uf dem thurn versahe und umb miternacht die stund außruefen


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_432.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)