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triben. Graf Friderich wist die glimpfiger oder höflicher nit zu verantwurten, er fiel mit beiden henden in pfeffer und strich den graf Jörgen von Lupfen, so geradt gegen im über am disch saße, an die backen. Graf Jörg wardt

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übel zufriden, das der schimpf über in solt außgeen, und kammen sie baide, graff Friderich und graf Jörg, an ainandern. Damit wurden die vorigen reden geschwigen und lacht menigclichen iren. In solchen sachen war graf Friderich wunderbarlich und geschwindt zugleich.

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Als anno 154 . . ein gemainer graven- und herrentag zu Pfullendorf im stainhaus[1] gehalten, wardt von der statt der wein verehret. Es wolt niemandts danken; grave Haug von Montfort, graf Friderich von Fürstenberg und herr Wernher von Reischach, landtcomentur zu Altschausen, die

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drei prangeten mit ainandern, kainer wolt dem andern fürgreifen und vor dem andern reden oder danken. Also da sie ain guete weil ainandern die ehr anthon, so sprücht der graf Friderich zu den statknechten: »Lieben gesellen, ir secht wol, wir künden uns des dankens, wer das thon sölle,

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nit vergleichen, und ist nit gewiss, wie baldt wir uns dessen verainigen; derhalben mögt ir hiezwischen [501] abtretten, vor der thür warten, wellen wir uns entlichen entschließen.« Es wardt ain groß gelechter darauß, die statknecht wolten vor lachen zerbrochen sein, machten sich zur thür hinauß

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und dankt niemands, gleichwol der wein dennost gedrunken wardt. Dise historias hab ich allain der ursach gemeldet und angezogen, das die nachkommen abnemen kinden, wie unsere vorfarn so freuntlichen und so vertrawlichen mit ainandern gehandelt haben.

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Herr Johanns Wernher, wie er ain kurze zeit nach dem paurenkrieg zu Mösskirch und zu Falkenstain hausgehalten, hat er ain diener, Reuterhans gehaißen, bei sich gehapt. Derselbig hat vorhin sein, herr Johanns Wernhers, bastardtdochter genomen gehapt, genannt Berbelin, und demnach

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ine herr Johanns Wernher zuvor ganz wol gemaint und ine vogt zu Seedorf macht, so hat er sich doch in verkaufung der weldt und helzer dozumal gehalten und so grob sich übersehen, [das er in][2] des ampts erlassen, und hett ine herr Johanns Wernher mit sich hinauf geen Falkenstain genommen.


  1. Stainhaus] dem kloster Salem zugehörig; dessen inventar von 1577 sieh Alemannia III 286 ff.
  2. das er in] so ist wol zu ergänzen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_372.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)