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Mespelbron gestorben. Aber der Bestle, wiewol er den jharen nach gar alt, iedoch hat er den Brüederge umb zwainzig oder mehr jar überlept. Er kroch uf ain zeit zu Mespelbron am allerhöchsten im dach zu eim laden hinauß

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(vil leut haben gemaint, es habs ain gespenst gethon, das hab den narren hinauß gestoßen); daselbst fiel er vom dach hinab in ain gepflesterten hof ob den drei hochen gemach. Im geschach nichs am leben oder an glidern anders, dann das er große beulen hin und wider fiel, auch das er vom fahl

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bei zwaien tagen ohn geredt und ohn ainige empfündtnus lag. Man gab im allerlai ein, zu solchen fellen dienstlich, dardurch ward im wider ufgeholfen. Er lebt noch etliche jhar hernach. * [1300] Es hett grave Phillips von Hanaw auch ain söllichen gaugkelman, hieß man den Laider, von wegen das

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er stettigs[1] gewon war zu sagen »ach laider«. Derselbig hett im geprauch, wo er konte, dischtücher und servietes ankommen, so stal er die. So er dann deren ain anzal zusammen brachte, so warf er sie zu Buchsweiler, alda der graf den merertail hausete, in wassergraben. Das geschach

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nur so oft und so vil, das ain clag derhalben für den grafen kam, und warden hierin vil verargwonet, wolts doch niemands gethon haben. Nach vilfaltiger erkündigung, wie dann der graf sollichs bevolhen, ward der Laider verkundtschaft, das er der servieten dieb were, ward an der that,

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wie er deren ein somma in graben hinab warf, ergriffen. Wie er nur derhalben zu redt gestellt und vom graffen befragt ward, warum er sollichs geton, was er damit maint, spricht der narr: »Ach laider, herr, ich will euch die warhait sagen: Ich hab so oft gesehen die leut in disen graben

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scheußen, haben mich die karpfen und die ander fisch erbarmbt, darumb hab ich inen so oft tischtücher und handtzweheln, wo ich die bekommen mögen, in graben geworfen, damit sie doch nicht so unsauber weren und die zu zeiten auch die meuler kinden wüschen.« Es musten sein der graf und

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alle umbstender genug lachen; gleichwol im uferlegt ward, bei hoher straf der ruoten, das er sich dessfals der karpfen im graben hinfüro müßigen sollt und nichts mer hinab werfen. Kurzlich darvor war disem grafen ain unfelliger handel in der herrschaft Bobenhausen zugestanden, welcher nit

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verschwigen sollt werden und ainer ieden oberkait oder [1301]


  1. stettigs] hs. settigs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_349.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)